Auf nach Venedig, durch Calle und über Campi, liebe Freundinen von Welt!
Ich nehme Euch mit auf einen Spaziergang durch Venedig – die schönste Stadt, um sich einfach treiben zu lassen. Verlaufen inklusive.
Dabei werden Euch die weißen, gemalten Straßennamen-Schilder auffallen, die Nizioleti. Nur, dass es in Venedig keine schnöden „Straßen“ oder „Gassen“ gibt, sondern ein Labyrinth aus Calle, Rio Terà, Fondamenta, Sotoportego und Campo. Was sich hinter diese Bezeichnungen bedeuten, verrate ich Euch hier.
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Die Venezianischen „Straßen“ – eine Welt für sich
Inhaltsverzeichnis
- Die Venezianischen „Straßen“ – eine Welt für sich
- Venezianische „Plätze“
- Andere Venezianische Eigenheiten
- Navigieren durch Venedigs Adressenchaos
- Venedig – herrlich zum Verlaufen
- Venedig – meine Tipps für den Herbst
Auf den Spuren einer Venezianerin in einer Calle
Blick auf Ponte und Sotoportego
Calle: Eng, dunkel, faszinierend
Eine Calle in Venedig ist das, was man anderswo als Gasse bezeichnen würde – nur klangvoller. Das Wort kommt vom lateinischen „callis“, was so viel wie Pfad oder Weg bedeutet. Oft führen diese schmalen, manchmal fast beklemmend engen Wege in die Tiefe der Stadt, vorbei an den für Venedig typischen rotbraunen Fassaden. Besonders malerisch sind sie, wenn plötzlich eine Brücke – Ponte – auftaucht, die über einen Kanal führt.
Ein gelbes Schild verrät den Weg zum Traghetto (Gondel fahren in günstig)
Manchmal ist am Ende einer Calle einfach – Wasser
Rio Terà: Wo einst Boote fuhren
Der Name sagt es schon: Rio Terà bedeutet „zugeschütteter Kanal“. Früher war Venedig ein noch größeres Netzwerk aus Wasserwegen, aber einige Kanäle mussten weichen, um Platz für Fußgänger zu schaffen. Während man durch einen Rio Terà schlendert, kann man sich leicht vorstellen, wie unter den Füßen einst Boote entlangglitten.
Ein Spaziergang über den Rio Terà dei Pensieri könnte Dich nachdenklich stimmen, zumindest wenn Du die Bedeutung des Namens berücksichtigst – er lässt sich als „Kanal der Gedanken“ übersetzen.
Rio Terà dei Assassini
Auf einem Rio Terà
Fondamenta: Uferpromenade auf Venezianisch
Die Fondamenta ist das, was den Venezianern am nächsten ans Festlandgefühl kommt. Diese Wege, die entlang der Kanäle führen, sind das Herz des alltäglichen Lebens. Ihr Name kommt daher, dass sie gleichzeitig die Fundamente der Gebäude sind. Man kann stundenlang spazieren, hier einen Espresso trinken, dort eine Gondel beobachten, wie sie geruhsam vorbeizieht.
Mein Tipp: Die Fondamenta delle Zattere im Stadtteil Dorsoduro – eine wunderbare Route entlang des Giudecca-Kanals, perfekt zum Sonnenuntergang!
Fondamenta de le Eremite
Blick von einer Ponte auf Sotoportego und Fondamenta
Riva: Die noble Uferpromenade
Eine Riva ist die elegante Uferpromenade Venedigs, die sich entlang der Kanäle erstreckt. Im Gegensatz zur schmalen Fondamenta sind Rive breitere und prestigeträchtigere Wege, die oft als öffentliche Flaniermeilen dienen. Hier legen die Boote an, und von diesen Promenaden aus hat man den perfekten Blick auf die Lagune. Die berühmteste ist die Riva degli Schiavoni, die sich vom Markusplatz bis zur Seufzerbrücke erstreckt und im 18. Jahrhundert der Treffpunkt der High Society war.
Ein Spaziergang auf der Riva ist Pflicht: Der Blick auf San Giorgio Maggiore und die Lagune gehört zu den schönsten Panoramen der Stadt!
„Ca“ heißen ganz bescheiden die Palazzi
Riva degli Schiavoni
Venezianische „Plätze“
Campo: Da wächst kein Gras mehr
Während der Rest Italiens auf seine Piazze schwört, nennt Venedig seine Plätze Campi – was ursprünglich auf die Zeiten verweist, als diese noch grüne Wiesen waren. In den meisten Campi dominieren heute aber Steinpflaster und historische Brunnen.
Campo san Trovaso
Campo de L’Anzolo Rafael
Campiello: Das intime Pendant
Ein Campiello ist die kleine Schwester des Campo – intime Plätze, oft versteckt hinter Hausecken, wo man das Gefühl hat, die Stadt für einen Moment ganz für sich zu haben.
Charmant und versteckt: Der Campiello del Remer, direkt an einem Kanal, perfekt für eine kleine Auszeit.
Campiello de la Feltrina
Campiello Calbo
Piazza – die Einzige
Mit Piazza ist in Venedig die Piazza di San Marco gemeint – die einzige Piazza der Stadt. Die Piazzetta, das „Plätzchen“, ist die längliche Fläche vor dem Dogenpalast, die zum Wasser hinführt. Der Platz mit dem Busbahnhof heißt hingegen Piazzale Roma.
Piazza di San Marco
Piazetta am Dogenpalast
Andere Venezianische Eigenheiten
Sotoportego: Der Tunnel zur nächsten Entdeckung
Ein Sotoportego ist eine überbaute Gasse – oft nicht breiter als die Calle, aber sie schlängelt sich unter Häusern hindurch. Portego wird der Saal im ersten Geschoss genannt, der Weg führt also unter diesem Saal hindurch. Häufig war ein Grund für die Errichtung eines Sotoportego die Verlagerung eines Weges, sodass ein Erdgeschoss ganz oder teilweise geopfert werden musste, meist auf Anweisung der zuständigen Behörden der Republik Venedig. An anderen Stellen wurde ein bereits vorhandener Weg durch ein Haus oder eine Brücke überbaut. Diese Durchgänge wirken oft wie Geheimgänge und bringen Dich überraschend auf einen belebten Platz oder an einen versteckten Kanal.
Sotoportego e Corte de la Vicenza
Sotoportego e Calle Balastro
Salizada: Wichtig und früh gepflastert
Eine Salizada war eine der ersten Straßen, die ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit Pflastersteinen ausgelegt wurden. Diese Wege waren in der Regel besonders wichtig oder stark frequentiert, was man auch heute noch spüren kann, wenn man über die groben Steine läuft.
Salizada dei Greci
Salizzada Malipiero
Ramo und Corte: Venezianische Verbindungen und Verstecke
Ein Ramo ist ein kurzer Verbindungsweg, der von einer Calle abzweigt und oft in einer Sackgasse oder auf einen Platz führt. Diese Gassen sind die kleinen Helfer im venezianischen Labyrinth und verleihen der Stadt ihre verwinkelte Struktur. Eine Corte hingegen ist ein kleiner, oft von Gebäuden umschlossener Hof, der wie ein stiller Rückzugsort wirkt. Viele Corti sind versteckt und bieten ein ruhiges Plätzchen abseits des Trubels.
Ein Geheimtipp: Die Corte del Milion – der Legende nach der Wohnort von Marco Polo, ein magischer Ort voller Geschichte.
Ramo de Ca Dario
Corte
Ponte: Mehr als nur eine Brücke
Die Ponte ist in Venedig allgegenwärtig – schließlich gibt es über 400 Brücken, die die Stadtteile miteinander verbinden. Jede Ponte hat ihren eigenen Charakter: Von der weltberühmten Ponte di Rialto, die den Canal Grande überspannt, bis zu den kleineren, unscheinbaren Brücken, die unaufgeregt die Kanäle überspannen. Viele Brücken haben niedrige Bögen, die oft überraschende Ausblicke bieten.
Ein Muss für Romantiker: Die Ponte dei Sospiri, die Seufzerbrücke, deren Geschichte und melancholischer Charme bis heute faszinieren.
Ponte und Calle Gustinian
Ponte Michiel
Warum Rollkoffer in Venedig eine schlechte Idee sind
Falls Du planst, mit einem Rollkoffer nach Venedig zu reisen, solltest Du lieber nochmal umdenken. Die unzähligen Ponte mit ihren oft steilen Stufen machen das Ziehen eines Koffers zur Tortur – jede Brücke wird zur Mini-Bergwanderung. Dazu kommt, dass die Salizade und Calli Kopfsteinpflaster und unebene Wege haben, auf denen die Räder Deines Koffers ohrenbetäubend rattern. Nicht nur die Venezianer mögen dieses Geräusch nicht. Leichtes Gepäck oder ein Rucksack sind hier die bessere Wahl!
Rollkoffer: nicht optimal für Venedig
Brückenpracht und Gondelstau
Navigieren durch Venedigs Adressenchaos
Wenn Du Dich jemals in Venedig verlaufen hast – keine Sorge, Du bist nicht allein! Die Stadt ist in sechs Sestieri (Stadtteile) unterteilt, doch die Adresssysteme wirken chaotisch. Die Nummern der Gebäude sind oft nicht aufeinanderfolgend, sondern ziehen sich quer durch den Stadtteil. Hilfreich ist es, auf die nizioleti, die charakteristischen weißen Straßenschilder, zu achten, die Nizioleti. Ein kleiner Tipp: Apps mit detaillierten Karten, die auch offline funktionieren sind sehr nützlich in der Lagunenstadt. Kann aber auch sein, dass die Dich mal zu Fuß übers Wasser schicken wollen.
Hausnummer 1408 an der Fondamenta delle Zattere
Morgens auf dem Campiello dei Morti
Venedig – herrlich zum Verlaufen
Venedig wäre nicht Venedig, wenn man sich nicht mindestens einmal verirren würde. Diese Stadt lebt davon, dass man Umwege macht, sich treiben lässt, durch Calli, Fondamente und über Campi wandert und plötzlich in einem Sotoportego steht, der einen ganz woanders hinführt, als man gedacht hat. Lass Dich einfach darauf ein – und genieße jede Minute! Nirgendwo ist es schöner, sich einfach zu verlaufen.
Venedig – meine Tipps für den Herbst
Im Herbst ist Venedig am schönsten: Das Licht, weniger Menschen, angenehme Temperaturen. Meine Tipps für den Herbst in Venedig findet Ihr hier.
Die offizielle Tourismus-Website von Italien findet Ihr hier: https://www.italia.it/en/veneto/venice und die von Venedig hier: https://www.veneziaunica.it/de
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