Fondamenta delle Zattere in Venedig: Ein Spaziergang

Zattere Venedig Blick auf Guidecca

Die Zattere, liebe Freundinnen von Welt,

diese sonnige Uferpromenade, ist einer meiner Lieblingsorte in Venedig. Mit vollem Namen heißt sie Fondamenta delle Zattere, ausgesprochen wird das so: [fohn-dah-MEHN-tah DEHL-leh TSAHT-teh-reh]. Kommt Ihr mit auf einen Spaziergang?

Eure Kirsten, Freundin von Welt

Im Abendrot und bei Sonnenlicht – die Fondamenta delle Zattere im Dorsoduro bietet stets schöne Aussichten

Inhaltsverzeichnis

Perfekt für die passegiata: die Fondamenta delle Zattere

In Venedig spazieren gehen, mit weitem Blick übers Wasser, toller Skyline und ohne Gedränge? Geradeaus? Ohne sich zu verlaufen im Zickzack der Calle und Corte und Campi? Da habe ich einen Tipp: Die Fondamenta delle Zattere im Stadtteil Dorsoduro. Der beste Ort für die passeggiata, den Spaziergang in den späten Nachmittags- oder frühen Abendstunden. Gerne mit einem Aperitivo in der Hand und am Wasser entlang. Ein fester Bestandteil des venezianischen Lebensstils, habe ich mir sagen lassen.

Die Fondamenta delle Zattere im Dorsoduro – beliebt bei allen Flaneuren und stets gepflegt.

Zattere – vom Anleger für Flöße zur Promenade

Die Fondamenta delle Zattere wurde ursprünglich 1519 als Anlegestelle errichtet. Der Name „Zattere“ bedeutet auf Italienisch „Flöße“ und bezieht sich auf die Flöße, die für den Transport von Holz und anderen Waren verwendet wurden.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Promenade abschnittsweise und verbreitert, um mehr Platz für den regen Waren- und Personenverkehr zu schaffen.

Als der Seehandel in Venedig zurückging, wandelte sich die Zattere allmählich von einem Industriegebiet zu einer beliebten Flaniermeile für Einheimische und Besucher.

Die Zattere ist heute eine weitläufige Promenade, die sich entlang des gesamten südlichen Ufers des venezianischen Stadtteils Dorsoduro erstreckt. Unmittelbar südlich davon liegt die Insel Giudecca, ein Spaziergang entlang der Zattere bietet einen herrlichen Blick auf die Insel und ihre markante Redentore-Kirche.

Zufällig auf der Punta della Dogana in ein Modeshootinng geraten. Das soll aber nicht von der Aussicht auf Il Redentore ablenken.

„La Fondamenta delle Zattere ist wohlbekannt, aber etwas versteckt, und nur, wer sich zum Beispiel nach einem Besuch der Kirche Santa Maria della Salute bis zur alten Punta della Dogana vorwagt und sie umrundet, wird auf diesen außergewöhnlichen Kai stoßen. Im Unterschied zu der Riva degli Schiavoni ist er still und relativ einsam.“

Javier Marías

Möge die passegiata beginnen!

Wir starten unseren Spaziergang an der Barockkirche Santa Maria della Salute. Ein riesiges, achteckiges Gebäude mit zwei ungleich großen Kuppeln – eine wichtige Ergänzung der venezianischen Skyline – und zwei Glockentürmen auf der Rückseite, entworfen von Baldassare Longhena, fertiggestellt 1681. Sie wurde auf einer Plattform aus 1.000.000 Holzpfählen errichtet und besteht aus istrischem Stein und Marmorino (mit Marmorstaub überzogener Ziegel). Ihr Bau feiert das Ende der Pest im Jahr 1630.

Touristen im Regen an der Punta della Dogana, rechts die Kirche Santa Maria della Salute, vom Markusplatz aus gesehen

Dann umrunden wir auf einer gemauerten Landspitze die Punta della Dogana, ein ehemaliges Zollhaus mit dreieckigem Grundriss, das genau zwischen dem Canal Grande und dem Giudecca-Kanal steht. Die erste Version aus dem 15. Jahrhundert wurde ab 1677 von Giuseppe Benoni umgebaut. Aus dieser Zeit stammt der Turm mit einer Statue von Bernardo Falcone: Zwei Atlanten tragen einen vergoldeten Globus mit einer Allegorie der Fortuna darauf, die als Wetterfahne die Windrichtung anzeigt.

Weiter auf der noch schmalen Fondamenta, vorbei am Emporio dei Sali, dem „Salz-Emporium“. Wie der Name sagt, wurde hier Salz, einst eine wertvolle Ware, gelagert. Ich luge vorsichtig hinein und sehe die Boote des renommierten Ruderclubs Bucintoro.

Ein vorsichtiger Blick in den Ruderclub Bucintoro in den Hallen des Emporio dei Sali

Auf der anderen Seite des Kanals sehen wir die Küste der Giudecca-Insel mit der Chiesa del Santissimo Redentore (Kirche des Allerheiligsten Erlösers), bekannt als Il Redentore, entworfen von dem Architekten Andrea Palladio. Der ursprüngliche Entwurf stammt aus den Jahren 1579-1580 und der Bau aus dem Jahr 1586. Sie wurde als Votivkirche gebaut, um Gott für die Befreiung der Stadt von einer großen Pestepidemie zu danken, an der etwa 30 % der Bevölkerung starben.

Einmal im Jahr führt eine temporäre Brücke rüber zur Giudecca

Jedes Jahr zum Redentore-Fest (jedes Jahr am dritten Samstag im Juli) wird eine mobile Brücke errichtet. Diese temporäre Konstruktion verbindet die Zattere mit der Insel Giudecca, so kann man zu Fuß den Canale della Giudecca überqueren, um zur Redentore-Kirche zu gelangen. Die etwa 330 Meter lange Brücke besteht aus schwimmenden Pontons und Holzbohlen und wird kurz vor dem Fest aufgebaut. Sie symbolisiert die historische Verbindung zwischen den von der Pest betroffenen Stadtteilen und dient als wichtiges Element der Feierlichkeiten. Die Brücke wird am Freitagabend vor dem Fest eingeweiht und bleibt während der Festtage für Fußgänger geöffnet, wird jedoch aus Sicherheitsgründen während des Feuerwerks am Samstagabend gesperrt.

Breiter und belebter: ab der Haltestelle Zattere

Der belebteste Teil mit Bars und Restaurants befindet sich in der Nähe der Gesuati Kirche und der Vaporetto-Haltestelle „Zattere“.

Die Fassade der I Gesuati Kirche ist im Barockstil gehalten, mit vier korinthischen Halbsäulen und Skulpturen der Tugenden. Sie spiegelt bewusst die der Redentore wider.

Vor der Gesuati-Kirche ist die Zattere breiter, Richtung Punta della Dogana liegen schmalere Abschnitte.

„Ab und an sieht man dort ein Straßencafé, in dem ein paar Einheimische und eine Handvoll kundiger Besucher still ein Glas trinken oder ein Eis essen. Aber vor allem findet man dort lange Wege aus Stein auf einer Seite die Mauer, auf der anderen das Wasser, hin und wieder eine Brücke, die die Mauer unterbricht und unter der ein rio, ein schmaler Kanal, hindurchfließt, der den Weg ins Innere Venedigs weist.“

Javier Marías

Aperitivo mit Blick auf die Gondelwerft

Direkt westlich der Gesuati biegen wir ein kurzes Stück ab, entlang des Rio di San Travaso. Hier liegt die Squero di San Traveso, eine der wenigen verbliebenen Gondelwerften in Venedig. Sie ist aus Holz gebaut – etwas, das man in Venedig selten sieht. Die Gondeln müssen regelmäßig gewartet werden, und jedes Jahr werden hier noch ein paar gebaut.

Gegenüber bietet sich die Osteria Al Squero für einen Aperitivo an. Campari oder Aperol Spritz auf der Mauer, dazu ein paar Chicetti. Aber Vorsicht vor den Möwen, die sind auch scharf auf die leckeren kleinen Schnittchen.

Ein Campari Spritz in der Osteria Als Squero gegenüber der Gondelwerft.

Gondeln in der Gondelwerft Squero di Trovaso in Venedig

Köstliche Kalorienbombe: Gianduiotto

Wer noch Lust auf etwas – oder viel – Süßes hat, gönnt sich eine Retro-Pause in der Gelateria Nico. Sie ist eine der ältesten Eisdielen Italiens, wurde in den 1920er Jahren eröffnet und ist berühmt für ihr Gianduiotto: Ein Block Nougat-Eis, der einem mit Schlagsahne gefüllten Glas ertränkt wird. Das sind wahrscheinlich die köstlichsten und meisten Kalorien, die man hier für 7,50 Euro bekommt.

Das Gianduiotto in der Gelateria Nico ist ein Traum – der gut trainierte Herr an der Holztür hat es wohl kaum probiert.

Im Palazzo Molin Adriatica, dem historischen Sitz der Compagnia Navale Adriatica, residiert inzwischen das Hotel Il Palazzo Experimental mit dem Experimental Cocktail Club. Die Inneneinrichtung? Ein Art-Deco-Paradies.

Palazzo Molin Adriatica an der Fondamenta delle Zattere

Im Palazzo Molin Adriatica finden wir ein Hotel, ein Restaurant – und den Experimental Cocktail Club.

Schild des Experimental Cocktail Club

Profan und praktisch: ein Supermarkt

Und dann, fast am Ende der Promenade, ganz profan und sehr praktisch: Ein Supermarkt. Das kaufen wir fürs Abendessen ein und vielleicht noch einen Snack oder einen Drink, mit dem wir uns auf eine der Bänke setzen und die gegenüberliegenden Uferseite betrachten.

Blick auf die andere Uferseite

„Dort gibt es keine gotischen Fenster, keine Bossenwerke aus der Renaissance, keinen weißen Kalkstein aus Istrien, keinen Anflug von Scharlachrot, nur ein farbloses Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert, dunkel, finster, aufgegeben: Es sind die Gebäude der Stucky-Mühle, der riesigen Getreidemühle, entgegen zahlreicher Proteste 1884 erbaut, die nun seit Kriegsende verlassen daliegen.“

Javier Marías

Blick von der Fondamenta delle Zattere zu der ehemaligen Stucky-Mühle, in die jetzt ein Hilton Hotel eingezogen ist.

Seit Javier Marias (der spanische Schriftsteller hat einige Zeit in Venedig gelebt) das schrieb, hat sich einiges getan. In die prächtig renovierten Gebäude ist ein Hilton Hotel eingezogen.

Aber dort wohnen wir nicht. Wir haben einen kleinen Palazzo (so heißen die Häuser hier doch alle, oder?) in der Nähe der Gondelwerft gemietet. Und morgen früh machen wir wieder einen Spaziergang auf der Fondamenta delle Zattere – bevor wir uns im unübersichtlichen Rest von Venedig nach Herzenslust verlaufen.

Nach dem Regen bilden sich auf der Zattere besonders schöne Pfützen – perfekt für meine geliebte Spiegelfotografie

Infos zur Fondamenta delle Zattere im Überblick

  • Die Zattere ist in vier Abschnitte unterteilt: Fondamenta Zattere al Pontelungo, Zattere ai Gesuati, Allo Spirito Santo und Ai Saloni
  • Mit einer Länge von fast zwei Kilometern ist die Zattere eine der längsten ununterbrochenen Promenaden Venedigs und ermöglicht einen seltenen „geraden“ Spaziergang ohne enge Gassen.
  • Die Zattere bietet einen Panoramablick über den Giudecca-Kanal mit Blick auf die Skyline der Giudecca-Insel und Sehenswürdigkeiten wie die Kirche Redentore.
  • Die Zattere ist weniger überlaufen als die Riva degli Schiavoni und bietet eine entspanntere Umgebung zum Flanieren und Beobachten von Menschen.
  • Die südliche Ausrichtung macht die Promenade zu einem sonnigen Ort. Sie gilt auch als einer der besten Plätze in Venedig, um den Sonnenuntergang zu beobachten, insbesondere mit Blick auf die Giudecca-Insel
  • die Zattere ist leicht mit dem Vaporetto zu erreichen und verbindet die wichtigsten Bereiche des Stadtteils Dorsoduro

Venedig entdecken – meine Tipps für Euch

Buchtipp: „In Venedig“ von Javier Marías

Der spanische Romancier hat eine Zeit lang in Venedig gelebt und beschreibt seine Spaziergänge, seine Beobachtungen auf 33 Seiten.

Spaziergang auf der Zattere in Venedig – Impressionen

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2 Antworten zu „Fondamenta delle Zattere in Venedig: Ein Spaziergang“

  1. Avatar von Doris Schober

    Wieder mal supertolle und stimmngsvolle Bilder, liebe Kirsten.

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