Liebe Freundinnen von Welt,
ich nehme Euch heute mit auf eine Reise nach Weiden in der Oberpfalz. Der Hintergrund: Das ist die Heimat meines Schwiegervaters und der findet, die Stadt wird zu wenig beachtet. „Weiden hat einfach mehr Aufmerksamkeit verdient!“ Und deshalb hat er mich auf Entdeckungsreise geschickt. In die charmante Altstadt zu Geschichte und Geschichten, zu frisch geröstetem Kaffee und uralter Keramik. In Kirchen und Küchen. Kommt Ihr mit?
Eure Kirsten, Freundin von Welt

Mediterran
Blumenstand auf dem Markt
Prächtig
Das alte Rathaus

Altstadtbummel in Weiden in der Oberpfalz
Manchmal braucht es nur ein paar Schritte durch ein Stadttor – und schon fühle ich mich wie in einer anderen Zeit. So ist es in Weiden. Der lang gestreckte Marktplatz, in Oberen und Unteren Markt unterteilt, empfängt mich mit offenen Armen und einer überraschenden Eleganz, die irgendwo zwischen Mittelalter und mediterranem Flair pendelt.
Mittendrin steht das Alte Rathaus, ganz für sich, als hätte es gerade einen Preis für „besonders fotogenes Stadtmöbel“ gewonnen. Wer zur rechten Zeit kommt – 11:35 oder 16:35 Uhr – wird mit einem Glockenspiel belohnt, das aus 99 Melodien schöpft.
Die Fassaden der Bürgerhäuser rundherum wirken, als hätten sie sich morgens besonders viel Mühe gegeben. Gelb, blau, rostrot – ein Farbfächer, der den grauen Alltag zuverlässig vertreibt. Und diese Giebel! Mal spitz, mal stufig, mal geschwungen wie ein Lächeln.
Richtig lebendig wird es mittwochs und samstags. Dann verwandelt sich der Platz in ein pralles Markt-Panorama: Gemüse türmt sich, Brot duftet. Schon 1331 hat man in Weiden offiziell gemerkt, dass Märkte eine gute Idee sind – und bis heute stimmt das ganz genau. Und abends bei schönem Wetter wird der langgezogene Marktplatz zur vielleicht längsten Bar Deutschlands.

Stadtleben
Sommerabend auf dem Marktplatz
Stadttor
Hinein ins Vergnügen

Der Kaffee ist fertig: Frühstück im Edelweiß
Vor der Stadtführung stärke ich mich im „Edelweiß“, einem Café mit angeschlossener Rösterei, das im alten Eichamt am Unteren Markt zu Hause ist. Früher Restaurant, heute Gastro-Hotspot, abends Cocktailbar und morgens Treffpunkt für Koffein-Verliebte. Frühstück gibt es hier übrigens bis 12:30 Uhr. Patrick und Alex haben mir die Rösterei gezeigt und mir das Geheimnis guten Kaffees verraten – und welche Hindernisse sie im Kaffee-Business bewältigen mussten. Das hat einen eigenen Beitrag verdient: Weiden in der Oberpfalz – Kaffeegenuss im Edelweiß (wird verlinkt, sobald der fertig ist).
Edelweiß, Unterer Markt 23, 92637 Weiden in der Oberpfalz, edelweiss.bayern

Edelweiß
So sieht die Fassade aus
Kaffeegenuss
Probiert die Hausmischungen!

Stadtführung in Weiden: Von Renaissancefassaden und Jugendstilengeln
Nach meinem Koffein-Abenteuer im Edelweiß erwartete mich in Weiden: Eine Stadtführung mit Petra Vorsatz, ehemals Kulturamtsleiterin und Expertin für alles, was in dieser hübschen Oberpfälzer Kleinstadt seit dem 10. Jahrhundert passiert ist – einschließlich Hamsterkäufen und Engel mit femininen Rundungen.

Die kennt sich aus!
Petra Vorsatz weiß (fast) alles über Weiden
Altstadt-Detail
Mir gefällt die Farbkombination

Prächtig: Das alte Rathaus
Petra Vorsatz begrüßt mich am Alten Rathaus, einem Prachtexemplar aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. „Die Altstadt hat schon einiges überlebt – zwei Brände kurz hintereinander, 1536 und 1540. Danach wurde hier ordentlich aufgeräumt, alles im feinen Renaissance-Stil aufgebaut und der Marktplatz vergrößert“, erzählt sie. Einige Häuser wurden damals sogar zurückgesetzt, was erklärt, warum manche Keller noch heute bis unter den Marktplatz reichen.
Petra Vorsatz wirft mir einen amüsierten Blick zu und ergänzt: „Heute ist das Alte Rathaus übrigens die beliebteste Hochzeitslocation weit und breit.“
Drinnen zeigt sie die wunderschönen Fenster, gestiftet von Weidener Bürgern. Oft Geschäftsleuten, die so ganz nebenbei Werbung machten. Ein Fenster hat allerdings ein sehr ernstes Motiv: „Es zeigt realistisch die Brutalität des Ersten Weltkriegs. Der Stifter verlor damals seinen Sohn im Krieg. Da bekommt man schon Gänsehaut.“

Werbung
Kaufleute spendeten Fenster für das Rathaus
Krieg
Ein Fenster zeigt die Brutalität des 1. Weltkrieges

Hamster und Haushaltswaren
Wir schlendern weiter, während Petra Vorsatz energisch ergänzt: „Übrigens finde ich es furchtbar, wenn jemand behauptet, ein Archiv sei langweilig. Ein Archiv ist ein Ort der Geheimnisse, der Freude, der Forschung und der Erkenntnis!“ Ihr Blick sagt deutlich: Widerspruch ist zwecklos.
Vor dem Rathaus macht sie mich auf die Unterseite einer steinernen Figur an der Wand aufmerksam. Was soll das sein? Etwas länglich-rundliches. Ein Hamster! „Der erinnert ans Hamstern in Kriegszeiten.
„Und falls Du Haushaltswaren brauchst, ist Sonna mein absoluter Geheimtipp. Gibt es seit 1694, mittlerweile führt es Tobias Sonna in der zehnten Generation.“ Sie seufzt verträumt. „Hier fühle ich mich einfach wohl.“

Haushaltswaren
Sonna ist ein Familienbetrieb
Fundgrube
Seit 330 Jahren gibt es Sonna

Simultane Kirche und kuriose Eingänge
Ein Kuriosum sind die zwei Eingänge der ehemaligen Marienapotheke. Das „katholische Türl“ ist gut sichtbar zum Marktplatz hin ausgerichtet. Das „evangelische Türl“ liegt etwas versteckter um die Ecke. Diese Besonderheit gehört zu den Spuren, die das so genannte „Simultaneum“ (1663 bis 1900) in der Stadt hinterlassen hat.
Das Simultaneum war eine Besonderheit der Gegend. Sie erlaubte es, dass Katholiken und Protestanten gleichberechtigt in derselben Stadt lebten. Das brachte es mit sich, dass alle wichtigen Positionen doppelt besetzt waren und es unter anderem auch zwei Apotheker gab. Derjenige der Marienapotheke, eigentlich für die Katholiken zuständig, war aber zu gewissen Zeiten der offensichtlich kompetentere.
Wenige Häuser weiter residierte die evangelische Mohrenapotheke. „Wir wissen heute nicht mehr die genaue Jahreszahl, aber um die Mitte des 19. Jahrhunderts war der damalige Inhaber der Mohrenapotheke offenbar zu unterbeschäftigt, so dass er gern auf der Straße vor seiner Apotheke stand. Er behielt stets die Tür der Marienapotheke im Blick. Erwischte er einen Evangelischen beim Betreten der katholischen Apotheke war dies für den Konfessionsbruder natürlich sehr unangenehm“, erzählt Petra Vorsatz.
Irgendwann wurde es dem katholischen Apotheker zu bunt. Er ließ um die Ecke – und somit außer Sichtweite seines Kollegen – eine zweite Tür in die Fassade brechen.

Katholisches Türl
Der eine Eingang zur Apotheke
Evangelisches Türl
Der andere Eingang zur Apotheke

Zur Blütezeit des Simultaneums gab es gleich 49 Simultankirchen in der Oberpfalz. Alles Kirchen also, die abwechselnd von Katholiken und Protestanten genutzt wurden. Auch die heute evangelische Kirche St. Michael war einst eine Simultankirche.
Am Altar ist ein Drehmechanismus erhalten: „Für die Evangelischen bleibt das Türl geschlossen. Wenn die Katholischen dran waren, wurde es geöffnet. In die entstandene Nische kamen dann Heiligenfiguren.“
Die Orgel, die Max Reger gerne gespielt hätte
Drinnen klingt auch die Orgel, „die Max Reger gerne gespielt hätte“. Petra Vorsatz ist Fan des musikalischen Sohnes der Stadt. „Max Reger ist für mich einer der besten Komponisten. Er hat über 300 Lieder geschrieben, dabei auch ganz zarte. Er hat aber auch Orgelwerke geschrieben, da hebt das Kirchendach ab. Beispiel: Die Inferno-Fantasie.“
Petra Vorsatz erzählt: „Der Kirchturm stürzte 1759 ein – der Turmwärter und zwei Gesellen kamen ums Leben. Doch die Glocke von 1514 überlebte den Sturz und läutet bis heute.“ Sie blickt ehrfürchtig nach oben.
Apropos Glocken: Am Marktplatz läutet täglich ein Glockenspiel um 11:35 und 16:35 Uhr. „Und für Hochzeitspaare spielen sie sogar den Hochzeitsmarsch auf Wunsch – ist das nicht romantisch?“

Simultankirche
Altar mit Drehfenstern in St. Michael
Kirchturm St. Michael
1759 eingestürzt

Vom Zollstützpunkt zur Porzellanstadt
Weiden wird erstmals 1241 in einer Urkunde erwähnt. Der Aufstieg beginnt, als Kaiser Karl IV. 1353 die Stadt in sein Gebiet „Neuböhmen“ integriert und Weiden wichtiger Zollstützpunkt wird. Es liegt an der Kreuzung der Magdeburger Straße, die von Norden bis Oberitalien führt, und an der Goldenen Straße von Prag und Nürnberg.
Der Dreißigjährige Krieg markierte den Niedergang. Erst der Anschluss an das Eisenbahnnetz bringt Weiden wieder auf Trab. Zahlreiche Fabriken siedeln sich an, darunter die Porzellanfirmen Bauscher 1881 und Seltmann 1910. Auch Witt mit seinem Versandhaus zieht 1913 hierher.

Goldene Straße
Weiden war ein wichtiger Knotenpunkt
Über den Dächern
Ein Turm ist immer in Sicht

Antiquitäten Georg Strehl – oder: Ein Plädoyer für Omas Möbel
Petra führt mich in die Antiquitätenhandlung von Georg Strehl, der mit gerade mal 28 Jahren ein ehemaliges Tuchmacherhaus kaufte und es von einer fürchterlichen 70er-Jahre-Fassade befreite. „Ich wollte eine authentische Sanierung, möglichst originalgetreu, und dabei hatte ich kaum Geld“, erinnert sich Georg. „Heute bin ich stolz, das am liebevollsten restaurierte Altstadthaus zu haben.“
Und es ist randvoll mit Preziosen aus vergangenen Zeiten. Puppen und Porzellanfiguren, Jugendstiltischwäsche und Kronleuchter.
Ein wenig wehmütig fügt er hinzu: „Antiquitätenhandel ist heute schwierig. Viele sagen: Das alte Zeug will doch keiner mehr. Mein Appell an die jungen Leute: verwendet, was ihr bei Eltern und Großeltern findet. Das ist Nachhaltigkeit!“
Tipp: Georg Strehl Antiquitäten, Schulgasse 6, 92637 Weiden in der Oberpfalz

Antiquitätenhändler
Georg Strehl hütet (und verkauft) Schätze
Ein Schrank
voller Kostbarkeiten

Jugendstil in der St.-Joseph-Kirche
Den Abschluss unseres Spaziergangs durch Weiden bildet die St.-Joseph-Kirche, erbaut 1889. Außen streng neuromanisch, entworfen vom Architekten Johann Baptist Schott, überrascht sie innen mit schwungvollem Jugendstil, initiiert vom Künstler Franz Hofstötter. „Der hat sich hier sogar selbst gemalt“, lacht Petra Vorsatz, „und zwar als Adam neben Eva. Und der Engel da oben hat deutlich weibliche Formen, das ist damals sogar dem Bischof aufgefallen.“ Sie zwinkert mir zu. „Aber genau solche Details machen Geschichte lebendig.“
Beim Heiligen St. Antonius bleiben wir etwas länger stehen. „Das ist der Schlamperl-Patron“, sagt Petra Vorsatz. Der hilft, Dinge wiederzufinden. Ich habe mal einen wichtigen Schlüsselbund verloren. Da bin ich zum Antonius und habe Kerzen angezündet. Zwei Tage später sagt eine Stimme zu mir: Sieh auf dem Dachboden im zweiten Fach im Regal auf der rechten Seite nach. Ich dachte: das ist doch verrückt, da kann der Schlüssel niemals sein. Was soll ich sagen: Er war dort.

Jugendstil
Die St.-Joseph-Kirche, gestaltet von Franz Hofstötter
Sternenhimmel
in der St.-Joseph-Kirche

Beim Abschied erzählt mir Petra Vorsatz noch von ihrem neuen Projekt: „Ich schreibe gerade ein Buch über Weiden in der Wirtschaftswunderzeit – erscheint im Oktober 2025. Weiden hat mich eben gepackt!“
Wer hätte gedacht, dass eine Stadtführung so amüsant sein kann? Danke, Petra Vorsatz, für eine Führung, die Geschichte lebendig und lustig gemacht hat. Und für alle, die Weiden schon sehr gut kennen, bietet Petra Vorsatz manchmal eine Führung mit dem Titel „Das habe ich ja noch nie gesehen!“ an – und zeigt viele Details, die auch bei langjährigen Bewohnern diesen Ausruf provozieren.

Adam & Eva
Selbstbildnis von Hofstötter als Adam
Wasserspeier
In Weiden lohnt sich ein Blick nach oben

Mittag bei Mama’s Streetfood
Mein nächster Stopp ist ein kulinarischer Schatz im Herzen Weidens: Mama’s Streetfood – zu der Frau, die mit ihren Burgern einen Skandal auslöste.
Mama’s Streetfood, das klingt schon nach Wohlgefühl. Dahinter steckt Kati Hartwich, eine gelernte Zahntechnikerin, die eines Tages feststellte, dass Kronen und Brücken nicht so ganz das Ihre waren. „Ich wollte immer schon mein eigenes Ding machen und fragte mich, warum gibt es keinen Imbiss, bei dem alles frisch und lecker ist?“, erzählt Kati und lacht herzlich. „Also habe ich es einfach selbst gemacht.“
Vor zehn Jahren begann ihre Geschichte als kleiner Imbiss, heute ist Mama’s seit Mai 2024 eine feste Größe in Weiden – mit eigenem Stil, regelmäßigen Veranstaltungen, und einer Cocktailbar für die lockeren Abende. Dienstags finden hier Schmuck-Workshops, Linoldruck oder „paint your pottery“-Abende statt, und im Herbst lädt sie zu „Kunstgenuss bis Mitternacht“ – mit DJs und dem richtigen Flair.

Essen wie bei Mama
Kati Hartwich
Tageskarte
Hausgemachte Falafel! Große vegane Auswahl!

Der Burger-Skandal – oder: Als das Gesundheitsamt klingelte
Während ich meine Falafel-Bowl mit Hummus genieße – absolut köstlich, übrigens –, erzählt Kati lachend von den Anfängen: „Ich war hier die Erste, die Burger aus echtem Rindfleisch verkaufte. Und dann passierte es: Das Gesundheitsamt stand plötzlich vor der Tür, weil ich die Burger medium gebraten hatte. Ein Skandal in Weiden! Medium Burger – in Bayern!“
Sie grinst, als sie ergänzt: „Inzwischen hat sich das zum Glück gelegt, heute machen wir sogar komplett veganes Catering für Hochzeiten mit bis zu 60 Gästen. Alles kein Problem.“
Ihre Speisekarte spiegelt die entspannte, kreative Atmosphäre perfekt wider. Da steht panierter Blumenkohl neben klassischen Burgern, selbstgemachter Hummus trifft auf frische Bowls – ein kleines Paradies für Veganer, Vegetarier und sogar überzeugte Fleischliebhaber. Denn Kati glaubt fest daran: „Das Schönste ist doch, wenn jemand zu dir sagt: Mach einfach, was du liebst – das wird schon gut.“
Ich nicke begeistert, während ich in den knusprigen Blumenkohl beiße, der meine Kindheitserinnerung von labbrigem Gemüse gnadenlos verdrängt. Sorry, Oma!
Satt und glücklich verabschiede ich mich von Kati und Mama’s Streetfood. Eine Empfehlung, die ich jeder Frau (und jedem Mann!) wärmstens ans Herz lege – und zwar nicht nur für Medium-Burger-Liebhaber und Blumenkohl-Entdecker.
Info: Mama’s Streetfood, Unterer Markt 19, 92637 Weiden in der Oberpfalz

Skandalös gut
Knuspriger Blumenkohl, Salat mit Falafel
Gut kombiniert
Grillkäse plus Pflaumen

Von weißem Gold: Keramikmuseum in der Porzellanstadt
Frisch gestärkt bei Mama’s Streetfood fühle ich mich bereit, die Seele von Weiden zu erkunden. Der Nachmittag führt mich zum „Waldsassener Kasten“, einem prachtvollen Barockbau, der heute das Internationale Keramikmuseum (eine Zweigstelle der Neuen Sammlung) beherbergt. Hier erwartet mich ausgerechnet das beliebteste Krankenhausgeschirr der Welt.
Waldsassener Kasten – oder: Von italienischen Baumeistern und bayerischem Granit
Mein Gastgeber im Keramikmuseum ist Herr Prüll, Vorstand der „Keramischen“. Er empfängt mich in dem imposanten Gebäude, das einst zum Kloster Waldsassen gehörte. „Erbaut wurde der Waldsassener Kasten zwischen 1739 und 1742 von Philipp Muttone, einem Barockbaumeister mit italienischen Wurzeln, der sich besonders auf Granit verstand“, erklärt Prüll. „Was früher Zehntgebäude, Gericht, Gefängnis und sogar Schule war, ist heute ein Tempel für Keramikliebhaber.“ Und Heimat der Regionalbibliothek
Im Inneren erwartet mich ein Crashkurs in Sachen Keramikgeschichte. Herr Prüll legt los: „Keramik ist einer der ältesten Werkstoffe der Menschheit. Wussten Sie, dass die Griechen für sich selbst hochwertige Keramik herstellten, aber für den Export minderwertigere Qualität verwendeten? Schon damals – also zwischen 1200 und 300 v. Chr. – gab es Welthandel und Qualitätsabstufungen!“ Er ergänzt trocken: „Daran hat sich bis heute wenig geändert.“

Ausstellung
Viel zu sehen, viel zu lesen
Keramikmuseum
Alte Krüge und ihre Geschichten

Chinesisches Porzellan und Stapelgeschirr
Auf 1000 m² präsentiert das Museum Keramik aus 7000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte, von einfacher Irdenware bis Porzellan. Sechs Münchner Staatsmuseen steuern wechselnde Exponate bei, ergänzt durch die hauseigene Sammlung Seltmann mit chinesischem Porzellan der Qing-Dynastie.
Mein Blick fällt auf die legendäre Serie „System B1100“, entworfen 1962 von Heinz H. Engler, hergestellt bis heute bei Bauscher in Weiden. „Jeder kennt dieses Geschirr“, sagt Prüll stolz, „jeder, der jemals im Krankenhaus oder Hotel gegessen hat. B1100 ist das meistverkaufte Stapelgeschirr der Welt – robust, kantenschlagfest und vor allem platzsparend.“
Wie Porzellan eine Kleinstadt groß machte
Doch Weiden wäre nicht Weiden, wenn hier nur Krankenhausporzellan produziert würde. Schon Ende des 19. Jahrhunderts avancierte die Stadt dank des eisenfreien Kaolins, das aus dem nahegelegenen Hirschau stammte, zum Porzellaneldorado. Die erste Porzellanfabrik, Bauscher, eröffnete hier 1881. Die Gründer: ein Brüderpaar, bestehend aus einem Chemiekaufmann und einem Konditor – quasi die perfekte Mischung aus technischem Verständnis und Liebe zum Genuss. Kein Wunder, dass ihr robustes Porzellan bald sogar auf Schiffen des Norddeutschen Lloyd über die Weltmeere reiste.
Weiden hat drei große Namen in der Porzellanwelt: Bauscher, Seltmann und die Bavaria Ullersricht, die zwar nur zwölf Jahre produzierte, aber Porzellan von höchster Kunstfertigkeit lieferte.
Die Leute drehen bis heute ihr Geschirr heimlich um, um nachzusehen, ob es Bauscher oder Seltmann ist – oder vielleicht sogar Bavaria Ullersricht. Diese Handbewegung wird auch „Weidener Griff“ genannt.

Stapelgeschirr
Der Klassiker von Bauscher in Weiden
Datenträger
So sah eine Festplatte früher aus

Sommerklänge im Max-Reger-Park
Im Max-Reger-Park lasse ich den Tag bei der Sommer-Serenade ausklingen. Eine Oldies-Band spielt beschwingte Musik, Paare tanzen Swing unter den Bäumen, und ich genieße diesen fröhlichen, entspannten Abschluss.

Sommer-Serenaden
Abendliche Konzerte im Max-Reger-Park
Tanzvergnügen
Das Paar hat den Dreh raus

Noch Fragen? Informationen zu Weiden in der Oberpfalz:
Weiden ist eine Stadt voller Geschichte, Porzellantradition und charmanter Eigenheiten. Hier trifft Renaissance auf Jugendstil, Simultankirche auf Streetfood – und das alles ganz ohne Großstadtgedränge.
Besonders schön ist der Altstadtmarkt mittwochs und samstags – bunt, duftend, lebendig. Im Herbst locken Kunstnächte, im Sommer Musik im Max-Reger-Park.
Im Edelweiß am Unteren Markt. Dort rösten Patrick und Alex selbst – mit Leidenschaft, holländischer Röstmaschine und Anekdoten. Tipp: Hausmischung Watzmann probieren – schokoladig, rund, einfach zum Verlieben.
Unbedingt. Das Frühstück im Edelweiß geht bis 12:30 Uhr. Danach gibt es Brote – und wer will, bleibt gleich bis zum Aperitif.
Eine mit Petra Vorsatz. Sie kennt jede Ecke, jedes Archivgeheimnis und jeden Hamster an der Wand. Ob Renaissancefassaden oder die Jugendstilkirche – Petra Vorsatz bringt alles zum Funkeln.
Ja, hier sind gleich zwei: Antiquitäten bei Georg Strehl – in einem liebevoll restaurierten Altstadthaus. Und ein Haushaltswarenladen mit Geschichte ist Sonna (seit 1694!).
Mama’s Streetfood. Kati zaubert frische Bowls, Blumenkohl, Burger – auch vegan. Dienstags gibt es oft kreative Abende mit Linoldruck oder Schmuck.
Im Internationalen Keramikmuseum (im Waldsassener Kasten) erlebt Ihr 7000 Jahre Keramikgeschichte – samt Krankenhausgeschirr B1100, Weltrekordhalter in Sachen Stapelbarkeit.
Im Max-Reger-Park mit Sommer-Serenade oder auf einer Bank zwischen Bäumen. Vielleicht ein Tänzchen wagen?
In der Tourist-Info im Alten Rathaus, Oberer Markt 1, 92637 Weiden in der Oberpfalz, weiden-tourismus.info

Maibaum
in Weiden an der Oberpfalz
Stadttor
am Markt in Weiden in der Oberpfalz

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