Liebe Freundinnen von Welt,

habt Ihr Lust auf gratis Kunstgenuss? Dann habe ich etwas für Euch: Streetart in Aalborg.

Auf meiner Radtour durch Dänemark wehte mich der Wind von Aarhus aus auch nach Aalborg – wortwörtlich. Es war Sturm angekündigt, ich tauschte das Zelt gegen ein Airbnb. Auf den Straßen sah ich Menschen, die Kapuzen mit Fellrändern tief ins Gesicht gezogen hatten, im August. Wenn ich den Blick hob: gigantische Wandgemälde. Und manche spiegelten sich in den Pfützen. Ein perfekter Sommer für eine Streetart-Tour durch Aalborg. Zieht Euch warm an und kommt mit!

Eure Kirsten, Freundin von Welt

Aalborg – Streetart-Paradies

Warum Aalborg das „Paris des Nordens“ genannt wird, erschließt sich mir nicht so recht. Aber mir gefällt sie, die viertgrößte Stadt Dänemarks in Nordjütland. Knapp 120.000 Menschen leben in dieser kleinen Großstadt am Limfjord. Ungefähr 1000 Jahre zurück reichen die Spuren erster Besiedelung, 2019 stand Aalborg auf Platz 8 der Liste der New York Times über Orte der Welt, die einen Besuch wert sind. Der Stadtkern mit seinen kleinen bunten Häusern ist total „hygge“, das Utzorn Center ist vom Architekten, der auch die Oper in Sydney entwarf.

Was mich aber besonders begeistert: die Streetart. Zahlreiche Künstler haben die Stadt in eine gigantische Galerie verwandelt. Mehr als 75 Werke machen die Fassaden in Aalborg und Umgebung zu Sehenswürdigkeiten. Eine digitale Übersichtskarte zeigt, wo diese zu finden sind. Zur noch besseren Orientierung habe ich die Straßennamen zu den Fotos geschrieben.

Das Mädchen und der große Fisch

“Trine”, Danmarksgade 29

“Trine” (oben links) wurde von dem französischen Künstler HOPARE gemalt, der dafür das dänische Goldene Zeitalter und die Trachten in Dänemark studiert hatte.
Über das Giebelgemälde sagt der HOPARE:
“In Gedanken vertieft, wendet sich “Trine” uns mit Melancholie oder Würde zu. Die feinen Züge ihres Gesichts kontrastieren mit der kräftigen Muskulatur ihres Oberkörpers. Es ist fast so, als sei sie eingefroren. Doch was ist das Thema des Werkes? Die langen Haare oder der nachdenkliche Blick des Modells? Das Innere eines Zimmers oder die Abgründe der Seele? Das Sichtbare oder das Unsichtbare. Dies ist meine Interpretation eines der Hauptwerke des dänischen Malers des Goldenen Zeitalters, Ludvig August Smith. Die Synthese von Neoklassizismus und Romantik bleibt ein Rätsel”.

“Big Catch”, Dannebrogsgade 43

Wer fängt hier wen? Wer nutzt wen aus? Das thematisiert “Big Catch” (oben rechts) der beiden zwei schweizerischen Street-Art-Künstler Wes21 und Onur. Der Fisch wird vom Fischkutter gefangen, ist aber auch selbst Köder und hat einen Haken am Schwanz. Gleichzeitig versucht der Fisch auch den Fischkutter zu fangen.

Streetart in Aalborg – nach dem Regen doppelt schön

INTI, Nørregade 31

Das Wandbild des chilenischen Straßenkünstlers INTI (oben links) bezieht sich auf die Art und Weise, wie der Mensch mit der Natur umgeht, und repräsentiert den von der alten südamerikanischen Kultur beeinflussten Stil des Künstlers.

Oliver Vernon, Løkkegade 12

Hinter dem Meisterstück oben rechts steckt der aus New York stammende (und inzwischen in Kalifornien lebende) Künstler Oliver Vernon. In seinem Werk ist eine breite Palette an Einflüssen spürbar – vom abstrakten Expressionismus über den Pop-Surrealismus bis hin zum ausgefeilten Finish des figurativen Realismus. Formal geht es in seinem Werk um die Dekonstruktion und damit um die notwendige Rekonstruktion des visuellen Raums. Das Mural in Aalborg entstand 2019 in zwei Wochen, in denen er täglich 12 Stunden daran arbeitete.

Murals, die nachdenklich stimmen

Phlegm, Klokkestøbergade

Der englische Street-Art-Künstler Phlegm (bedeutet “Schleim” und wurde in der Antike in Griechenland als die Ursache für ein apathisches und unkontrollierbares Temperaments wahrgenommen) schuf 2015 dieses Wandbild (oben links). Seine großen Figuren stammen aus seinen Comics, die er meist mit schwarzer Tusche und einem Füllfederhalter malt.

“Exhausting Machine no. 2”, Nytorv 5

Die riesige, zerdrückte Plastikflasche mit dem Titel “Exhausting Machine no. 2” (oben rechts) des Schweizer Künstlerduos Nevercrew ist Teil einer Serie über das empfindliche Gleichgewicht in der Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Frauenbilder füllen Wände

“Mornings”, Dannebrogsgade 3

Das Wandbild “Mornings” (oben links) des kroatischen Künstlers Lonac zeigt einen ruhigen Morgen – aber mit dunklem Hintergrund und Untertönen. Es spielt auf die Zeit nach dem Erdbeben in Zagreb im Jahr 2020 an.

“Silver Skies”, Tiendeladen 6

“Silver Skies” (oben rechts) ist der poetische Titel dieses Murals vom jungen australischen Künstler James Reka, der unter dem Künstlernamen RekaONE arbeitet. Seine Kunst liegt irgendwo zwischen dem Humorvollen und dem Bedrohlichen, und so entsteht ein einzigartiger Kontrast zwischen den beiden widersprüchlichen Emotionen. Wie seine anderen Arbeiten ist auch dieses Wandbild vom Surrealismus und dem Fantasy-Genre inspiriert.

Aalborg Informationen

Mehr über Aalborg auf enjoynordjylland.com und visitdenmark.de.

Eine Übersicht über die Streetart in Aalborg gibt es hier: enjoynordjylland.de/aalborg/erlebnisse/street-art

An- und Abreise: Von Hamburg bis Aalborg mit der Bahn in etwas mehr als sechs Stunden.

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