Liebe Freundinnen von Welt, kommt mit mir zur Teeverkostung!
Wer mich kennt, weiß: Ich trinke Tee. Literweise. Meine Isolierteekanne muss auf die meisten Reisen mit. Ich habe direkte Vorfahren von der niedersächsischen Nordseeküste, bin quasi mit Ostfriesentee und dem dazugehörigen Ritual aufgewachsen. Ich liebe Tee! Aber ich weiß viel zu wenig über das faszinierende Getränk. Das soll sich ändern – bei einer Teeverkostung mit Tee-Connaisseurin Aina Scheuring.
Trinkt Ihr mit mir eine Tasse Tee? Oder fünf?
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Die Welt des Tees entdecken: Teeverkostung
Tee-Connaisseurin Aina Scheuring und Libertée
Aina Scheuring ist nicht nur eine leidenschaftliche Tee-Connaisseurin, sondern auch die treibende Kraft hinter Libertée. Ihr Ziel: die Faszination des Tees zu verbreiten und Menschen für dessen Genuss und die dahinterstehende Kultur zu begeistern. Libertée bietet neben Teeseminaren auch Mixology-Kurse und Matcha-Meditationen an.
Aber hier sind wir beim Einsteiger-Seminar. Ganz privat, an einem Sonntagnachmittag in einem Wohnzimmer im Norden Hamburgs. Aina hat ihre Teewelt aufgebaut, Glaskannen, eine Aufbrühstation, ein Wasserkocher und natürlich: Tee. Schon ist alles bereit für die Teeverkostung. Die Gastgeberinnen hat Freundinnen eingeladen.
Anschaulich: Aina Scheuring erklärt uns die Welt des Tees
Geschichte und Wirkung von Tee
Die Geschichte des Tees reicht bis 2700 v. Chr. zurück, womit er als eines der ältesten Getränke der Welt gilt. Tee hat eine einzigartige Wirkung auf Körper und Geist: Er fördert konzentriertes Wachsein, da das Koffein im Tee langsamer und gleichmäßiger aufgenommen wird als das Koffein im Kaffee. Wichtig ist auch noch die Komponente L-Theanin, eine natürliche Aminosäure, die in Teeblättern enthalten ist. Die Kombination von Koffein und L-Theanin führt zu einem sanfteren, aber langanhaltenden Zustand der Konzentration. Tee ist also das perfekte Meditationsgetränk.
Bei Tee ist alles erlaubt: ein Überblick
Zuerst fragt Aina uns, welche Tee-Erfahrungen wir schon haben. Ich erzähle vom Ostfriesentee und der dazugehörigen Teezeremonie. Da ist so viel festgelegt. Eine Zeremonie eben. Aber wenn es wirklich um den Tee geht: „Da ist alles erlaubt“, sagt Aina.
Zunächst erklärt stellt sie die verschiedenen Tee-Kategorien vor, die wir nacheinander probieren: Weißer Tee, grüner Tee, Oolong-Tee, schwarzer Tee. Es gibt auch noch gelben und Pu-Erh Tee, aber das sind ganz eigene Themen, die im Einsteiger-Seminar noch nicht vorkommen.
“Bei Tee ist alles erlaubt – probiert einfach aus, was euch am besten schmeckt!”
Aina Scheuring
All diese Tees stammen von der Teepflanze, der Kamelienart Camellia sinensis, die uns so viele Aromen schenkt. Aina erklärt: „Aus einem einzigen Teebusch können alle Tees hergestellt werden.“
Zarte Pracht: Weißer Tee
Weißer Tee gilt als der zarteste unter den Tees. Er wird aus Astknospen alter Büsche gewonnen, die im Frühjahr gepflückt und in der Sonne getrocknet werden. Die Erntemenge ist klein, deshalb ist er besonders edel und teuer. Orthodoxer Weißtee besteht nur aus Knospen, new style white tea hat auch Anteile von Blättern und ist deshalb etwas günstiger. Als Kaltaufguss entfaltet er seine Aromen über Nacht. Er schmeckt ganz zart, frisch und etwas süß. Das liegt auch am Kaltaufguss: „Das Geschmacksbild wird dadurch süßlicher“, erklärt Aina.
Aufguss
die Teeblätter tanzen in der Kanne
Teeblätter
schön entfaltet
Grüner Tee: Die bittere Schönheit
Grüner Tee, der nicht oxidiert wird, enthält den höchsten Anteil an Bitterstoffen und sollte mit Wasser zwischen 50 und 80 °C aufgegossen werden, um sein volles Aroma zu entfalten. Besonders interessant sind die verschiedenen Methoden der Hitzeeinwirkung (die die Oxydation verhindert): Die japanische Methode setzt auf Wasserdampf, während andere Varianten trockene Hitze, heiße Luft, das Rösten im Ofen oder im Wok sind. Nepalesischer Grüntee wird nur kurz erhitzt, um seine Frische zu bewahren. Die Vielfalt ist beeindruckend: Es gibt rund 50.000 verschiedene Arten von Grüntees, von denen Aina etwa 250 probiert hat.
Aber der grüne Tee und ich, wir werden keine Freunde: Er ist mir zu bitter, zu adstringierend. Dieses pelzige Gefühl im Mund, das ist so gar nicht meins.
Teeblätter
jeder Tee sieht anders aus
Teilnehmer
Dackel Frido wartet ab, während wir Tee trinken
Kugelige Kunstwerke: Oolong Tee
Oolong Tee ist ein wahres Kunstwerk in der Teewelt. Die Blätter werden zu kleinen Perlen oder Bällchen gerollt und sind nur teilweise oxidiert. Für die Herstellung von Oolong werden eher größere und ältere Blätter verwendet, die weniger Koffein enthalten. Der Prozess des Rollens erfolgt so lange, bis der Teemeister zufrieden ist, erst dann wird der Tee erhitzt. Oolong Tee ist besonders vielseitig, da er sich hervorragend für mehrfache Aufgüsse eignet. Bei einer Wassertemperatur von 90°C entfaltet er sein volles blumiges und cremiges Aroma. Der zweite Aufguss ist meist noch intensiver.
Kügelchen
Oolong Tee – zu kleinen Kügelchen gerollt
Entfaltet
beim Aufguss entfalten sich die großen Blätter des Oolong Tees
Volle Tiefe: Schwarzer Tee
Schwarzer Tee beeindruckt durch seine kräftigen Aromen und geringeren Bitterstoffe. Wir müssen uns – das verlangt Aina – entscheiden: Zwischen einem fein geschnittenen Keemun aus China und einem Savannah Gold aus Kenia. Die Wahl fällt erstens schwer und zweitens auf den kenianischen Tee. Die Blätter sind gezwirbelt, der Tee hat einen hohen Knospenanteil. Aina gießt ihn mit 90°C heißem Wasser auf. „Ein zweiter Aufguss ist absolut in Ordnung,“ fügt sie hinzu.
Und der schmeckt! Herrlich. Nach Trockenobst, nach Birne und Zwetschge. Da verstehe ich sofort die Vergleiche mit Wein. Nur dass man von Tee ja einfach viel mehr trinken kann. Ich schenke mir sofort nach.
Geschnitten
der chinesische Schwarztee
Gezwirbelt
der kenianische Schwarztee
Ziehzeiten und Zubereitungsmethoden
Ein interessanter Aspekt der Teekultur sind die unterschiedlichen Zubereitungsmethoden in Asien und Europa. Während in Asien viel Tee kurz und oft aufgegossen wird, setzt man in Europa eher auf wenig Tee mit längerer Ziehzeit. Mehrfaches Aufgießen ist besonders bei Oolong-Tees beliebt, da es die Geschmacksnuancen über mehrere Aufgüsse hinweg entfaltet. Aina erklärt auch die Kaltaufgussmethode (cold brew), die dem Tee eine süßlichere Geschmacksnote verleiht. Besonders spannend finde ich auch das sogenannte Tee-High, eine Art Rausch, den man vielleicht mit vielen kurzen, starken Aufgüssen von Pu-Erh-Tee herbeiführen kann. Dieser Tee soll allerdings, so sagte mal eine Freundin zu mir in den 90er Jahren, „nach Hühnerkacke“ schmecken. Deshalb habe ich ihn noch nie probiert.
Praktische Tipps für Teeliebhaber
Aina betont die Bedeutung der Wasserqualität für die Teezubereitung und empfiehlt, das Wasser stets zu filtern, denn: „Kalk verdirbt den Geschmack.“
Für einen Cold Brew nimmt sie 10 g Tee auf 1 Liter Wasser. Tee am besten mit einer Feinwaage abwiegen, das Volumen unterscheidet sich von Sorte zu Sorte stark.
Sie ermutigt uns, mit Wassertemperaturen und Ziehzeiten zu experimentieren, um den für uns optimalen Geschmack zu finden. Ainas Motto lautet: “Bei Tee ist alles erlaubt – probiert einfach aus, was euch am besten schmeckt!”
Eingießen
der Tee leuchtet in der Kanne
Tasse
goldene Verlockung
Kontakt und Informationen
Mit ihrer Plattform www.libertée.de verfolgt Aina das Ziel, Tee von seinen verstaubten Vorurteilen zu befreien und ihn in all seinen Facetten zu feiern. „Tee ist der günstigste Luxus, den ich mir als Lebensmittel leisten kann,“ sagt sie.
Das habe ich probiert:
Klassische Teeverkostung
Dauer ca 1,5 Stunden
vier Single Estate Ganzblatt-Tees:
Weiß, Grün, Oolong, Schwarz
Fachwissen zu den unterschiedlichen Kategorien
Tee im westlichen Stil zubereitet
ab 160€ für bis zu 4 Personen, jede weitere Person 35€
Weitere Informationen zu den Teeverkostungen und anderen Veranstaltungen findet ihr auf der Website von Libertée: www.libertée.de.
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