So schön ruhig hier – manchmal
Liebe Freundinnen von Welt,
ein Kreuzfahrtschiff zeigt seine Gesichter – zu verschiedenen Zeiten finde ich völlig unterschiedliche Welten an Bord. Hier verrate ich Euch, warum ich auf der Costa Smeralda manchmal die Ruhe an Deck genieße – und mich kurz darauf in heiterem Trubel wiederfinde. Eine Kreuzfahrt zwischen den Kulturen und Tipps für perfektes Timing. Kommt mit an Bord!
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Inhaltsverzeichnis
- So schön ruhig hier – manchmal
- Italienische Lebensfreude an Bord – aber nicht zu jeder Tageszeit
- An Deck? Nur wenn es warm ist
- An Bord: Wer ist wann unterwegs?
- Früh zu Tisch – das sind die Deutschen
- Mehr Reisen mit der Freundin von Welt
„Wo sind die ganzen Menschen?“, frage ich mich manchmal während der Kreuzfahrt mit der Costa Smeralda. Und ab und an auch: „Ah, hier – aber warum ist es jetzt so voll?“
Die verschiedenen Passagiere an Bord scheinen ganz unterschiedliche Vorlieben zu haben. Costa ist eine italienische Reederei. Das zeigt sich beim Essen, im Design und auch bei den Passagieren: Es sind viele, viele Italiener an Bord.
Italienische Lebensfreude an Bord – aber nicht zu jeder Tageszeit
Costa ist aber auch eine internationale Reederei mit insgesamt 17.000 Mitarbeiter*innen. Es gibt nicht die eine Bordsprache, es gibt viele Bordsprachen. Jeder wird „abgeholt“ – irgendwo findet sich immer eine Mitarbeiterin, die deutsch spricht. Das bedeutet aber auch, dass die Lautsprecherdurchsagen in allen möglichen Sprachen erschallen: auf Italienisch, auf Englisch, in diversen seltenen Dialekten aus abgelegenen Bergregionen, man weiß es nicht, der Fluss der Worte, die die Decks erfüllen, erscheint zuweilen endlos. Ein flauschiger Plauderteppich. Aber dafür sind sie nicht so häufig.
Morgens, wenn ich aufstehe und die Kabine verlasse, ist der knallrote Gang auf Deck 10 (Rom!) ganz leer. Im Treppenhaus sehen mich nur die historischen Damen der modern interpretierten Kunstwerke an. Um 8.30 Uhr schlendere ich über den Skywalk, Weitblick über das Mittelmeer, und ich begegne auf meinem Spaziergang nur einem anderen Menschen. Der Mann nickt mir wissend zu – vermutlich kommt auch er aus Deutschland.
An einem Ausflugstag drängeln sich alle vor dem Ausgang. Als könnte das Schiff verfrüht ablegen und man müsste dann schnell zum Hafen schwimmen, die rettende Kaimauer erreichen. Wer an einem solchen Landtag an Bord bleibt, hat das Schiff beinahe für sich allein.
An Deck? Nur wenn es warm ist
Die Außendecks sind bei einer Novemberkreuzfahrt im Mittelmeer meist menschenleer. Ein paar frierende Italiener in Daunenjacken, ihnen ist deutlich zu kalt. Die Eis- und Schneegrotte im Wellness-Bereich finden sie höchst amüsant. Freiwillig frieren? Witziges Konzept!
Die Crew dagegen ist stets überall. Wenn ich mich verlaufe (und das kommt bei mir häufiger vor), frage ich einfach jemanden mit Namensschild. Die wissen Bescheid. In allen Ecken wird gewerkelt, geputzt, aufgebaut, vorbereitet und serviert. Und als ich meine Costa-Karte vor den Sensor meiner Kabinentür halte und diese nicht sofort öffnet, lugt schon mein Kabinenstewart Dito um die Ecke und schaut, ob er mir helfen kann. Ganz diskret, aber immer bereit.
Manchmal ist das Schiff ganz still, dann gleitet es beinahe lautlos übers Meer. Dann wird es, wie aus dem nichts, wieder laut an Bord. Im Colosseum (so heißt der Atriumartige Raum irgendwo in der Mitte) hält eine Frau über ein Mikrofon und auf diversen Bildschirmen einen sehr lauten Vortrag auf Französisch. Wieso Französisch? Vielleicht, weil wir gerade aus Marseille ausgelaufen sind.
Vielleicht ist es eine der Sicherheitsübungen – die sind verpflichtend für jeden, der zugestiegen ist. Und zusteigen kann man auf dieser Kreuzfahrt an jedem Hafen, deshalb finden sie täglich statt.
An Bord: Wer ist wann unterwegs?
Auffällig ist, dass verschiedene Nationalitäten verschiedene Tageszeiten bevorzugen. Tagsüber begegnen mir eher weniger Italiener. Und wenn, dann im Liegen. Sie räkeln sich auf Liegen und den Pool herum oder auf großen, kissenartigen Loungemöbeln. Die Dame mit den Leopardenturnschuhen hat sich schon eine Stunde lang nicht bewegt, nicht mal gezuckt. Geht es ihr gut? Abwarten.
Sobald die Sonne untergeht, funkelt es. Die Sterne am Himmel bekommen leuchtende Konkurrenz von reichen Variationen an Glitzeroutfits. Hier gilt: Gold ist besser als Silber, mehr ist mehr. Mein Favorit: das langärmlige, bauchfreie Goldlamé-Ensemble mit kniehohen Highheels-Stiefeln zum knappen Minirock.
Früh zu Tisch – das sind die Deutschen
In den Restaurants ist die frühe Tischzeit für die Deutschen reserviert. Um 18.45 Uhr lässt sich der Teutone zum Dinner nieder. Da sind die Italiener noch beim Aperitivo, vorzugsweise Aperol Spritz oder Campari – an der jeweils passend benannten Bar. Das Abendessen für Italiener wird ab 21 Uhr aufgetischt, zu der Zeit ist wieder Platz in den Bars.
Sobald die Italiener mit dem Dinner durch sind, schwappt die auffällig elegant gekleidete Gesellschaft übers Schiff. Heute ist viel weiß zu sehen, viel Spitze. Heiratet jemand? Plötzlich leert sich die Campari Bar. Wo sind die alle hin? Es ist „Notte Bianca“, weiße Nacht, informiert mich der Bartender. Party auf dem Pooldeck. Schon von weitem sind die Bässe zu hören. Der DJ hat die Doppelkirsche auf dem T-Shirt, das Logo der legendären Diskothek „Pacha“ auf Ibiza. Die weißgewandete Menge tanzt ekstatisch zu energetisierenden Wumms-Sounds. Da ist was los, da wird gefeiert! Und mittendrin die Dame mit den Leo-Schuhen, quicklebendig.
Am nächsten Abend bin ich wieder an Deck, draußen, ganz allein. Der Skywalk, die Reling, dahinter das Meer, endlose Weite. Fast überkommt mich ein Gefühl der Einsamkeit – wenn es nicht so schön wäre. Wurde das Schiff evakuiert und ich habe das aus Versehen nicht mitbekommen? Dort wischt jemand den Boden, ich habe also doch etwas Gesellschaft. Und Ruhe. Über mir funkeln die Sterne,
Auch der rote Gang, der zu meiner Kabine führt, ist menschenleer. Noch ein Blick vom Balkon auf das Deck unter mir – niemand. Als ich im Bett liege, höre ich auf dem Gang vom Teppich gedämpfte Schritte und leises Kichern. Ein paar Sätze, vermutlich italienisch. Der sanfte Nachklang einer Party, die ich verpasst habe.
Und morgen früh, das weiß ich sicher, werde ich das Schiff wieder fast für mich allein haben – einen kurzen, kostbaren Moment lang.
Offenlegung: Dieser Text wurde inspiriert von einer Pressereise auf der Costa Smeralda, zu der mich Costa Kreuzfahrten eingeladen hat. Der Inhalt des Beitrages ist von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wieder, Honorar habe ich keines bekommen.
Wer auch mal Italien an Bord erleben möchte, klickt hier: costakreuzfahrten.de. Die Fotos entstanden im Rahmen eines Sony-Fotoworkshops mit der Sony ZV-E10.
Ebenfalls an Bord der Costa Smeralda waren einige Kolleg*innen: Antje von Delicious Travel schreibt darüber, wie es sich anfühlt, zum ersten Mal eine Kreuzfahrt im Mittelmeer zu machen. Franz Neumeier stellt die Costa Smeralda als „schwimmendes Design-Museum“ auf cruisetricks.de vor. Und wer wissen möchte, wie und warum einer der weltbesten Patissiers süße Sünden auf der Costa zaubert, liest bei Tanja von Vielweib on Tour alles über Riccardo Bellaera.
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