Costa Venezia: Venezianische Opulenz mit einem Hauch China

Liebe Freundin von Welt,

Kreuzfahrtschiffe sind mir immer ein Rätsel. Effektvoll ausgestattet und mit Gängen und Decks, auf denen ich mich verlaufe. Wo war noch mal hinten, wo vorne, wo oben, wo unten? Von Backbord und Steuerbord will ich hier gar nicht anfangen … Und das überall Restaurants sind und zwischendurch mal eine Gondel herumsteht, macht es nicht einfacher. Aber spannend. Die Costa Venezia ist besonders verwirrend – ein heißkaltes Tauchbad aus venezianisch gemeinter Opulenz, ausgestattet für den chinesischen Markt. Ein Traum für orientierungslose Kreuzfahrtschiff-Chaotinnen wie mich!

Eure Kirsten, Freundin von Welt

Inhaltsverzeichnis

Tausend und abertausend Ströme fließen ins Meer, aber das Meer ist nie voll.

Chinesisches Sprichwort

Ich wache auf in diesem ungewohnten Bett, die Matratze ist von einer fremdartigen Festigkeit, die Bettwäsche weiß, sie fühlt sich anders an als zuhause. Die Sonne scheint von der anderen Seite durchs Fenster, hell. Hinter dem Fenster der Balkon, dahinter das Meer. Dunkelblau das Wasser, etwas heller der Himmel. Kleine Gischtkrönchen an der Seite des Schiffes.

Kreuzfahrtschiff. An Deck der Costa Venezia, ein Paar geht an der Reling entlang

Säulen und Löwen, Marmor und Gold: Venedig, echt jetzt?

Die Costa Venezia pflügt gemächlich Griechenland entgegen. Ich stehe an meinem höchstpersönlichen Stück hölzerner Reling meiner Balkonkabine und sehe auf das Meer. Das Meer und ich, nur wir beide. Minutenlang. Dann fällt mir wieder ein, dass ich ja das Schiff angucken wollte. Dieses venezianische Design. Ich versuche, mich zu orientieren.

Von meiner Kabine aus – Nummer 11268, schon die sieht mit Fototapete nach Venedig aus – gibt es einen Shortcut zur Tischtennisplatte oberhalb des Pooldecks. Dorthin gelange ich über eine schmale gläserne Tür, die sich automatisch öffnet. Dann die Treppe hinunter, zum Innenpool.

Deck 10 – das ist wichtig. Dort liegt nicht nur der überdachte Pool mit dem Amarillo Eiscafé, sondern auch das Lido Buffetrestaurant.

Während ich durch die Gänge streife, will mich ständig jemand fotografieren. „Photo, Madame! Come, a photo!“ Ich werde an jeder Ecke aufgefordert.

Unberirrt schlendere ich weiter und lerne weitere wichtige Decks kennen: Das öffentliche Leben spielt sich auf Deck 3, 4 und 5 ab.

Und oben, von Deck 11 bis Deck 14. Auf Deck ist das Spa. Das ist aber nicht öffentlich zugänglich, nur der Fitness-Raum.

Treppe an Bord der Costa Venezia

Dass es so viele lauschige Ecken gibt, hat einen kulturellen Hintergrund

Das Spa ist recht klein, denn das Schiff wurde für den asiatischen Markt – China – konzipiert. Und Spa ist da nicht so gefragt. Direkte Sonneneinstrahlung auch nicht, die seitlichen Sitzplätze im Freien sind meist überdacht.

Auch das Design ist komplett auf den chinesischen Markt zugeschnitten. Wie haben die sich das gedacht – vor Corona? Etwa so: Der chinesische Durchschnittstourist würde gerne mal nach Europa, dort nach Venedig, weil das die alte Pracht Europas verkörpert. Nun hat er aber weder genug Geld noch genug Urlaub und ist vielleicht auch nicht geneigt, die Strapazen der langen Anreise auf sich zu nehmen, um sich dann mühsam zu Fuß über die Brücken einer halb verfallenen Stadt zu quälen.

Gondeln auf dem LED-Canale

Warum sollte er auch, wenn er das doch alles viel näher, bequemer und günstiger haben kann – an Bord der Costa Venezia. Überall venezianische Löwen. Viel Gold (auch wenn das meiste nur aus Plastik ist). Zwei echte Gondeln, die sich aber erstaunlich schlecht fotografieren lassen. In den Treppenhäusern und auch sonst an zahlreichen Wänden Bilder von Venedig. Manche schön, manche erschreckend.

Es ist schwierig, die alte Pracht Venedigs nachzuempfinden, diesen bröckelnden Reichtum. Auf einem Schiff darf nämlich nichts bröckeln, dass muss immer neu aussehen und dafür gut abwaschbar sein.

Und für viele Menschen zugänglich. 969 Balkonkabinen hat die Costa Venezia, dazu zahlreiche Innenkabinen. 4200 Passagiere passen bei Doppelbelegung an Bord. Davon merke ich nichts, das Schiff ist mit etwa 1000 Passagieren nur zu etwa einem Viertel belegt. Es ist angenehm leer, ein paar Deutsche, ein paar Italiener.

Ich finde diesen Venedig-trifft-Asia-Look ganz spannend. Eine raffinierte Perspektivverschiebung. Eine doppelt fremde Welt, die nicht für mich gemacht ist – aber nun für ein paar Tage von mir bewohnt wird. Es gibt so viel zu entdecken.

Spiegelung an Bord der Costa Venezia

Mein Lieblingsplatz ist leicht zu finden: Ich merke mir einfach Heck 5

Zentrum und Dreh- und Angelpunkt ist die Piazza San Marco in der Mitte des Schiffes. Ohne Tauben, aber mit viel Glitzer, schnörkeligen Geländern und Treppen. Ringsherum Shops.

Mein Lieblingsplatz ist die Heckbar auf Deck 5. Draußen. Die Crew reicht fürsorglich Decken, wenn der Wind zu scharf bläst. Es gibt Tee in anständig gefüllten Kannen. Und abends auch Cocktails.

Das System, nach dem die Fahrstühle funktionieren, ist für mich ungewohnt – aber es funktioniert gut. Ich drücke auf einem Display die gewünschte Decknummer, sehe dann, welcher Fahrstuhl mich dorthin fährt – einen Buchstaben. Der Fahrstuhl kommt, ich steige ein, muss gar nichts mehr drücken und werde zum gewünschten Deck gefahren. Ein deutsches System, Schindler steht in den Fahrstühlen. Wenn ich dann noch wüsste, ob ich am Heck, Bug oder mittschiffs bin, wäre alles ganz einfach. Aber es geht auch so.

Der große Vorteil der Orientierungslosigkeit: Ich werde immer wieder überrascht

Eigentlich genieße ich meine Orientierungslosigkeit sogar, denn ich entdecke immer etwas Neues. Kuschelige Sitzecken, Bars, Bilder, ein Teppichmuster. Mal ehrlich: So ganz schlimm kann man sich auf einem Kreuzfahrtschiff gar nicht verlaufen. An der Reling ist Schluss. Und wenn ich mal auf einem Deck nicht weiterkomme, führt bestimmt eine Treppe nach oben oder unten, zu neuen Überraschungen. Huch, was macht denn der Klettergarten hier?

Schnell noch einen Aperol Spritz in der Aperol Spritz Bar, dann schon wieder zum Essen. Die frühe Tischzeit, 18.30 Uhr, ist an manchen Tagen ein Problem. Wir verpassen das Auslaufen. Wir verpassen das schöne Licht, das perfekte Fotolicht. Timing ist alles.

Ich schwebe im Desserthimmel. Wobei: Schweben?

Aber die Deutschen essen nun mal eben nicht so spät wie die Italienier – die bekommen die 21-Uhr-Tischzeit. Da würde der durschnittliche deutsche Magen schon in den Kniekehlen hängen. Und vor Hunger ermattete Gäste, die hastig die Nüsschen in den Bars herunterschlingen, das möchte ja nun niemand.

Das Essen im Canal Grande Restaurant ist jedesmal ein Vergnügen. Ein Genuss. Eine Freude! Italienisch plus Destination Dishes, also Gerichte der jeweiligen Ziel-Region. Dazu Desserts, (nicht ganz so kleine) Kunstwerke, kreiert von Riccardo Bellaera, dem genialen und perfektionistischen Pastry-Chef von Costa. Aber er und seine Süßigkeiten haben einen ganz eigenen Text verdient. Oder: Viele eigene Beiträge.

Tanja von vielweib.de hat reichlich über ihn geschrieben. Sie steht auch während der Reise in direktem Kontakt mit Riccardo Bellaera und fragt jedes Mal per Messenger nach: Welches Dessert sollen wir bestellen? Den Empfehlungen folgen wir natürlich. Und schweben im Desserthimmel!

Nach der Schlemmerei möchte ich gar nicht wieder aufstehen. Doch wir werden aus dem Canal Grande verscheucht (die 2. Tischzeit naht, da muss neu eingedeckt werden).

Dessert an Bord der Costa Venezia

Party können die Italiener. Abends sind alle auf der Tanzfläche

„Komm zur Silent Party auf dem Lido Deck“, bittet Tanja. „Das ist so toll, das müssen wir machen.“ Okay. Ich hole mir einen Kopfhörer. Habe die Wahlmöglichkeit zwischen drei Farben – jede steht für einen DJ. Setze den Kopfhörer auf und tanze. Es ist lustig zu sehen, wie verschiedene Menschen sich gleichzeitig zu offensichtlich verschiedenen Rhythmen bewegen. Jeder hat seinen eigenen Soundtrack. Wie im echten Leben. Danach verlaufe ich mich noch ein bisschen und falle dann zufrieden ins Bett.

Tipps zur Orientierung

So finde ich mich auf der Costa Venezia zurecht

  • Ich merke mir meine Kabinennummer – die ersten beiden Ziffern verraten mir auch das Deck (also: Stockwerk), auf dem das Zimmer liegt
  • Die Costa Venezia hat 14 Decks. Interessant für mich sind aber nur die, auf denen das öffentliche Leben spielt: Deck 3, 4 und 5, Deck 10, 11, 12 und höher.
  • Wo ist das Hauptrestaurant – Canal Grande – und wie komme ich von meiner Kabine dort hin? Spoiler: Es liegt auf Deck 3 und 4. Wo ist das Buffetrestaurant? Auf Deck 10. Damit ist die Essensversorgung gesichert. Die Öffnungszeiten finde ich im Tagesprogramm, das kommt auf die Kabine.
  • Auf welchen Decks kann ich im Schiff vom Bug bis zum Heck
  • durchgehen? Auf Deck 4 und 5. Achtung: Auf Deck 3 funktioniert das nicht, da liegt mittendrin die Küche.
  • Zentraler Treffpunkt ist die Piazza San Marco auf Deck 3. Der Raum ist nach oben hin offen, Treppen von Deck 4 und 5 führen hinab.
  • Mein Lieblingsplatz ist die Bar delle Stelle auf Deck 5 am Heck. Eigentlich ist die Heckbar immer ein guter Tipp auf Kreuzfahrtschiffen.
Kirsten Rick an Deck auf dem Kreuzfahrtschiff Costa Venezia

Das schreiben meine ReisebegleiterInnen:

Ich war ja nicht allein unterwegs, sondern in amüsanter Begleitung. Wer die Reise auf der Costa Venezia aus anderer Sicht erleben möchte, surft mal bei Tanja auf vielweib.de vorbei.

Alle Details zum Schiff verraten Stephan auf seinem Portal shipsatsea.de und Oliver auf CruiseStart.de.

Offenlegung: Meine Recherchereise auf der Costa Venezia wurde von costakreuzfahrten.de unterstützt. Vielen Dank! Der Inhalt des Textes ist von der Einladung unbeeinflusst und spiegelt meine eigene Meinung wider. Für den Beitrag erhalte ich kein Honorar.

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