Liebe Freundinnen von Welt,
die Stadt ist magisch: Licht, das verzaubert. Verwinkelte Altstadtviertel, die es zu entdecken gibt. Überraschende Aus- und Einblicke. Lissabon im Winter, das ist der perfekte Städtetrip für Romantiker. Aber Achtung: Wenn es regnet, wird das hübsche Pflaster rutschig!
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Tipps für Lissabon im Winter
- Lissabon im Winter – darum ist es so schön!
- Hier sind meine Tipps für ein gelungenes Winterwochenende in Lissabon – nicht verpassen!
- Ein Spaziergang durch die Alfama
- Miradouros – die Aussichtspunkte
- Ausflug nach Belém
- Wir sind reif für Törtchen: Pastéis de Belém
- Tipps in Belém
- Straßenbahn fahren
- Bacalhau, Pilze, Kichererbsen: Restaurantipps
- Agulha no Palheiro
- A Taberna da Rua das Flores
- Café Pois
- Fauna Flora
- Kunst auf Kacheln, feine Tücher und ein Konzept-Store
- A Vida Portuguesa
- Surreale Kachelkunst: Surrealejos
- Chicoracao
- Sardinen
- Tanzen: Forró-Festival „O Baiao vai“
- Bildergalerie: Lissabon im Winter
Lissabon im Winter – darum ist es so schön!
Der Dunkelheit entfliehen und ins Licht reisen, das ist ein Winterhighlight. Skifahren ist nichts für mich. Aber Städte! Und gerade diese, die schon dem Namen nach besonders schönes Licht verheißt: Lissabon!
Es gibt aber noch mehr Argumente als nur dieses wunderbare Leuchten, das über der Stadt liegt. Dieses Schimmern der Gassen, dieses Glänzen der mit Azulejos (Fliesen) verzierten Fassaden. Es ist auch diese seltsame, beinahe heitere Melancholie, die die Stadt am Tejo ausstrahlt. Im Sommer mag sie unter Overtourism ächzen, im Winter ist genug Platz für alle. Und ein kleiner Regenschauer ab und an stört nicht weiter. Nur die kleinen Pflastersteine auf den krummen Wegen, die werden arg rutschig. Das verrät natürlich kein Reiseführer. Also: gut aufpassen! Feste Schuhe sind sowieso angeraten, es kann ganz schön holprig werden.
Unsere Knöchel sollen unversehrt bleiben, denn die brauchen wir nicht nur zum Sightseeing. Wir sind hauptsächlich aus einem ganz bestimmten Grund da: Zum Tanzen nach Lissabon – davon habe ich schon lange geträumt. Immer im Dezember findet dort ein Forró-Festival statt, mit Partys und Workshops. Forró ist zwar ein brasilianischer Tanz, aber Lissabon ist sozusagen die europäische Forró-Hauptstadt. Mehr zum Festival findet ihr unten bei Punkt 9.
Die Anreise war schon als eigenes Abenteuer geplant: Mit dem Nachtzug nach Lissabon. Wegen eines Streiks in Frankreich hat das nicht geklappt, wird aber irgendwann nachgeholt.
Dafür war alles andere wunderbar: die romantische winzige Ferienwohnung. Der Spaziergang nach Belém (das ein paar eigene Tipps bekommen hat). Das Essen! Das war nicht nur immer sehr gut und überraschend, es war auch unglaublich günstig. Und dann diese Puddingtörtchen!
Hier sind meine Tipps für ein gelungenes Winterwochenende in Lissabon – nicht verpassen!
Ein Spaziergang durch die Alfama
Die Alfama gilt als das melancholische Herz Lisabons, als Fado-Viertel. Es sind kleine, verwinkelte Gassen, mit Treppen verbunden. Wir machen einen Orientierungsspaziergang, treppauf, treppab, aber da wir einfach losgehen und umherziehen, bringt der nicht viel Orientierung. Zu einem Miradouro (Aussichtspunkt) führt er uns. Einen Elevador sehen wir, aber das ist ein ganz normaler Fahrstuhl. Die Eletrico 28, die legendäre alte Straßenbahn, rattert ein paar Mal an uns vorbei. Wir sehen die Galerie O, die aber schon geschlossen ist. Lange geöffnet haben dagegen die zahlreichen Souvenirgeschäfte, Hätten wir Bedarf an Korktaschen, Schlüsselanhängern in Sardinenform oder kleinen Kacheln als Kühlschrankmagneten, hätten wir kein Problem, diesen zu stillen. Die Gassen sind schmal und wirken heimelig, aus kleinen Bars klingt Fado, diese wunderbar melancholische Musik. Ich könnte ewig so weiterspazieren, mich verlieren in dem Gewirr aus Klängen und Wegen.
Miradouros – die Aussichtspunkte
Lissabon liegt auf sieben Hügeln. Und jeder Spaziergang führt fast automatisch zu wunderbaren Aussichtspunkten. Die Miradouros sind meist Terrassen mit einem kleinen Park, Bänken oder einer Mauer zum Sitzen, manchmal gibt es auch einen Kiosk – sie sind so etwas wie die Wohnzimmer der Stadt. Hier treffen sich Freunde und Liebespaare, hier hält man kurz inne oder bleibt für ein Getränk oder ein Picknick.
Am schönsten ist der Blick über die Dächer der Stadt bei Sonnenuntergang. Wahrscheinlich auch bei Sonnenaufgang, aber so früh waren wir nicht unterwegs.
Mein Favorit: Der „Miradouro da Nossa Senhora do Monte“ auf einem der höchsten Hügel Lissabons.
Ausflug nach Belém
Unser Ziel des Tages: Belèm. Heimat der köstlichsten Puddingtörtchen, diverser Museen, des Torre de Belèm und eigentlich gar nicht mehr Lissabon, sondern ein Vorort.
Wir gehen am Tejo entlang, den Wind und manchmal auch den Regen von vorn. Ein Radweg führt die Promenade entlang, von verschiedenen Anbietern könnte man ein Fahrrad leihen. Aber wir haben keine Lust, uns für so eine kurze Strecke (ca. 5-7 Kilometer) eine App herunterzuladen und uns damit auseinanderzusetzen. Also gehen wir auf die Brücke des 25. April (Nelkenrevolution!) zu und darunter durch, sehen das Jesus-Monument auf der anderen Seite des Tejo. Wir fahren nicht mit dem Fahrstuhl zur Aussicht auf die Brücke (1. der Fahrstuhl ist auf der anderen Seite der Straße, dazwischen sind noch Schienen und Zäune – wir wissen nicht, wie wir hier rüberkommen sollen, 2. es regnet und die Sicht ist zu schlecht). Wir gehen einfach weiter, bis das „maat“ in Sicht ist: Ein geschwungener Museumsbau der britischen Architektin Amanda Levete. Das Dach ist gleichzeitig eine Aussichtsplattform. Drinnen eine Ausstellung über Kunst und Spiel, „Playmode“.
Daneben das alte Elektrizitätswerk, ein gigantisches Gebäude, das inzwischen ebenfalls ein Museum ist. Hier trifft Technikgeschichte auf Kunst, wir sehen einen Teil der Architektur-Triennale. Die Abkürzung „maat“ steht für Museum, Art, Achitecture, Technology.
Draußen, am Tejo, ziert eine übereinandergeschachtelte Konstruktion aus Leuchtröhren einen Steg – auch Kunst.
Wir sind reif für Törtchen: Pastéis de Belém
Nach so viel Input sind wir reif für Törtchen. Über eine Fußgängerbrücke gehen wir rein nach Belèm, vorbei am Kutschenmuseum (das wir erst für ein Automuseum halten), am rosa Präsidentenpalast (die Fahne ist gehisst, der Präsident ist zuhause) mit seinen beiden Palastwachen in kleinen Häuschen bis zur legendären Pastelaria „Pastéis de Belém“, Rua de Belém 84-92. Davor ist eine lange Schlange, französische Jugendliche, die auf einen Platz warten. Wir sind unschlüssig, doch dann gehen wir zum Tresen und holen uns zwei „Pasteis de Belém“ zum Mitnehmen. Die Törtchen werden in bedruckten Papiertüten über den Tresen gereicht, sie sind noch warm. Beim Reinbeißen knuspert der Blätterteigrand und die Puddingfüllung zerläuft. Herrlich! Ich habe nie bessere Natas gegessen. Ist ja auch ein altes Kloster-Geheimrezept. Übrigens: „Pasteis de Belém“ dürfen sich nur die Originale nennen, die hier produziert werden – ungefähr 20.000 pro Tag. Die anderen heißen „Pastel de Nata“.
Doch wohin für ein richtiges Essen? Tripadvisor und Googlemaps sind in so einer Touristengegend nicht hilfreich. Im Reiseführer steht ein Tipp: Im Kulturzentrum CCB gibt es ein ruhiges Restaurant, das Topo. Der Weg ist nicht weit, nur am Kloster vorbei. Das CCB ist riesengroß, wir müssen fragen, bis wir das Topo im 3. Stock finden. Wegen des Regens ist die Terrasse geschlossen, aber drinnen ist es auch sehr klar und schön. Ich bekomme Bacalhau a bras, Stockfisch mit Kartoffeln und Ei, in einer sehr cremigen Version. Lecker, aber sehr sättigend. Michel muss sich mit einer Art Pilzrisotto zufrieden geben.
Es hört auf zu regnen, als wir zum Torre de Belém gehen. Der Wachturm, den König Manuel I. 1520 zum Schutz des Hafens bauen ließ, hatte auf der anderen Uferseite einen Zwilling. Doch der wurde beim Erbeben 1755 zerstört, Außerdem änderte das Erdbeben den Lauf des Flusses, so dass der Torre de Belém jetzt im Wasser steht und nur über einen Steg zu erreichen ist. Er ist nicht nur das meistfotografierte Denkmal Lissabons (ja, auch ich habe draufgehalten), sondern auch seit 1983 UNESCO Weltkulturerbe.
Danach noch mal zu „Pastéis de Belém“, diesmal gibt es in den großen Sälen auch Plätze. Und zu den Törtchen Kaffee und Tee mit Milch. Lissabon ist ein guter Ort für Teefans wie mich.
Tipps in Belém
Museum „Maat“, maat.pt/en
Torre de Belém
„Pastéis de Belém“, Rua de Belém, pasteisdebelem.pt
Straßenbahn fahren
Die Tram No. 28E ist legendär. Wir werden gewarnt: sie sei immer zu voll und außerdem würde man ausgeraubt. Aber es ist beeindruckend, wie sie durch die engen Gassen der Alfama ruckelt und rattert. In den Kurven schrammt sie oft haarscharf an den Hausecken vorbei, die Abstände sind nur wenige Zentimeter klein. Aber es muss nicht unbedingt die Linie 28 sein. Von Belém zurück Richtung Alfama nehmen wir die Straßenbahn, die Electrico 15. Sie ist genau so schön wie die 28, auch mit hölzernem Inneren und außen quietschegelb, aber viel leerer. Klar, sie fährt auch nicht die klassische Touristenstrecke, Aber für uns ist sie genau richtig.
Bacalhau, Pilze, Kichererbsen: Restaurantipps
Agulha no Palheiro
Auf dem Tisch in der Ferienwohnung liegt ein Heftchen mit Restaurantempfehlungen. Eines ist gleich um die Ecke: das Agulha no Palheiro, Rua Jardim do Tabaco, 3. Es ist interessant eingerichtet: Rosa Regale, Resopaltische aus den 50er Jahren, eine krude Mischung aus gemütlich und stylish. Die Karte ist ein Blatt auf Portugiesisch, die freundliche Bedienung übersetzt geduldig auf Englisch, sonst würden wir wirklich nichts verstehen. Die Gerichte sind zum Teilen gedacht, drei reichen für 2 Personen. Wir nehmen Pilze in Zitronensauce mit Koriander, einen Spezialkäse von den Azoren und Sardinen auf geröstetem Brot. Die kann ich zwar nicht mit dem Fischallergiker teilen, aber Sardinen schaffe ich auch allein. Das Essen ist hervorragend! Die Pilze so raffiniert gewürzt, die Sardinen perfekt gebraten und nicht nur auf geröstetem Brot, sondern auch auf einem Zwiebel-Tomaten-Confit serviert, super.
Agulha no Palheiro, Rua Jardim do Tabaco 3
A Taberna da Rua das Flores
Der hinreißend winzige Laden im Bairra Alto ist ein weiterer Tipp aus dem Heftchen unserer Vermieterin. M. hat Pilze „a bras“, ich bekomme einen Bacalhau-Salat mit Kichererbsen. Der Wein duftet nach Pfirsich und Aprikosen.
Café Pois
Snack im Café Pois, einem gemütlichen Gewölbe mit vielen Sofas. Ich nehme Sardinencrumble: Eine Art Paté aus Sardinen mit salziger Crumble-Decke. Ungewohnt, aber sehr lecker. poiscafe.com
Fauna Flora
Das Fauna Flora ist eine Zufallsentdeckung, um die Ecke vom Tanzworkshop. Es regnet, wir haben Hunger und das, was wir für einen hippen Blumenladen halten ist zum Glück ein Restaurant mit üppiger vegetarischer Essensauswahl. Fauna Flora, Rua Febo Moniz, 27a
Kunst auf Kacheln, feine Tücher und ein Konzept-Store
A Vida Portuguesa
In einer ehemaligen Fliesenfabrik werden auf 500 Quadratmetern über 3000 portugiesische Produkte angeboten, überwiegend Haushaltswaren, von der Seife bis zur Keramikschüssel bis zu den obligatorischen Sardinendosen. „Eine Art Mutterland“, behauptet M..
A Vida Portuguesa, Largo do Intendente Pina Manique, 23, avidaportuguesa.com
Surreale Kachelkunst: Surrealejos
Azulejos heißen die typischen Keramikkacheln, die Lissabons Stadtbild prägen. Denn sie verzieren die Häuser nicht nur innen, auch die Fassaden profitieren von der Fliesenkunst. Mal sind es Bilder, mal Ornamente, mal blau-weiße grafische Motive. Der Begriff ist abgeleitet vom arabischen Ausdruck „al zuléija“, was so viel bedeutet wie „poliertes Steinchen“.
Zufällig stoßen wir auf den Laden „Surrealejos“. Darin: Flamingos mit Grammophon-Kopf, Mandalas aus Sardinen und Totenköpfen, alles sehr seltsam, sehr dekorativ und eben sehr surreal auf Azulejos glasiert. Der winzige Laden in den Seitenstraßen des Castells hat es bis in die New York Times geschafft.
surrealejos.com
Chicoracao
Baumwolltücher und Wolldecken mit schlichten, feinen Mustern, hergestellt nach alten Techniken auf historischen Maschinen.
Chicoracao, Largo do Barreirinho, chicoracao.com
Sardinen
Der Portugiese und die Sardine – das scheint eine echte Liebesgeschichte zu sein. In Lissabon begegnen wir dem kleinen Fisch immer wieder. Auf dem Teller (auch aufs Geschirr gepinselt). Als Schlüsselanhänger aus Stoff. Als Wanddekoration. In der Dose. Es gibt sogar Läden, die spezialisiert sind auf den Sardinendosenverkauf.
Tanzen: Forró-Festival „O Baiao vai“
Das Forró-Festival „O Baiao Vai“ war unser Hauptreisegrund. Von Freitag bis Sonntag gab es hervorragende Workshops und rauschende Partys. Lehrer aus aller Welt haben uns verschiedenste Aspekte des brasilianischen Tanzes gezeigt. Die Nächte haben wir zu hervorragender Livemusik von tollen Bands getanzt. Beim „Forro Cassino“ haben wir uns als Gruppe verknäuelt und unter lautem Gelächter wieder entknotet. Beim „Follower Styling“ haben Sheila und Maria gezeigt, wie wir kreativ unsere Möglichkeiten nutzen können, dem Tanz unsere eigene Note zu geben. Wir haben getanzt und getanzt und getanzt und wollten gar nicht wieder aufhören.
Das Forró-Festival findet meist im Dezember in Lissabon statt. Infos unter espacobaiao.com
Mein Übernachtungstipp für Lissabon:
SeeLisbon Alfama Apartments
Beco da Lapa, 33
1100-303 Lisboa
In der Alfama, dem Fado-Viertel, liegt unsere Ferienwohnung. Wohnung ist vielleicht übertrieben, es ist ein winziges Zimmer, aber total effektiv eingerichtet. In der Mitte steht das Bett, die Tür geht gerade noch so aus. Links davon eine kleine Bank und eine Kommode. Rechts eine winzige Küchenzeile, ein Klapptisch und zwei Hocker. Ein Duschbad unter einer Dachschräge. Es passt alles. Wunderbar ist der Blick durch die Gasse auf den Tejo. Wenn nicht gerade ein Kreuzfahrtschiff davor parkt.
Nachtzug nach …
Lissabon
Tolles Buch, guter Film – aber aus unserem Plan wurde dann nichts.
Ohne Törtchen geht Nichts!
Im Törtchenhimmel
Die besten Vanillepuddingtörtchen gibt es in der Bäckerei Pasteis De Bélem
Bildergalerie: Lissabon im Winter
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