Liebe Freundinnen von Welt,
im Winter mit Rad und Zelt nach Dänemark – brr, das ist nichts für uns. Wer macht denn so etwas? Nun: Der Freund der Freundin von Welt wollte frische Luft und Bewegung. Nach den Feiertagen war beides dringend nötig, fand er. So packte er Winterschlafsack und Winterzelt ein, nahm sein Reiserennrad (er ist verrückt speziell-gut ausgerüstet) und fuhr los. Zurück kam er nach ein paar Tagen gut gelaunt, durchgepustet und mit schönen Fotos. Also nötigte ich ihn, seine Reisenotizen herauszugeben – damit Ihr auch mal wisst, wie das so ist: Eine Radtour an der dänischen Westküste im Winter. Auch wenn Ihr das, genau wie ich, wohl niemals so in Erwägung ziehen würdet. Aber wer weiß?
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Dänemark-West im Januar – die halbe “Vestkystruten”: Gastbeitrag vom Freund der Freundin von Welt
Inhaltsverzeichnis
- Dänemark-West im Januar – die halbe “Vestkystruten”: Gastbeitrag vom Freund der Freundin von Welt
- Die Westküste ruft! Anreise und Route
- Meer trifft Berge: die Dünenlandschaft an der dänischen Westküste
- Gimme shelter! Wo übernachten?
- Tipps zur Orientierung, Navigation und Planung
- Fazit
- Informationen über die Regionen
- Neueste Blogbeiträge
Die Westküste ruft! Anreise und Route
Mit Bahn und Fahrrad ging es am 2. Januar bis eine Haltestelle vor Sylt: Klanxbüll. Von da an dann mit dem Fahrrad ein paar Kilometer über die Grenze und ab da dann auf den bestens ausgebauten und beschilderten Fernradweg, die “Vestkystruten” (bzw. die “National Cykelrute 1”), die sich die gesamte dänische Westküste hochschlängelt.
Landkarte und GPS sind auf dieser Route nicht wirklich nötig: In Dänemark kann man sich auf die Routenführung und die Schilder für Radler verlassen. Das Routing führt fast immer getrennt vom Autoverkehr auf eigenen Radwegen durch die immer dänischer werdende Landschaft, je weiter es nach Norden geht.
Erst einmal sieht es noch sehr norddeutsch aus: Wiesen, Weiden, Weite. Und lange und hohe Deiche. Die dänischen Dünen kommen nach Esbjerg.
Meer trifft Berge: die Dünenlandschaft an der dänischen Westküste
Die Dünenlandschaft mit Heide und den wenigen windgeduckten Bäumen ist auch im Winter schön und verbindet von der Anmutung her das maritime mit dem alpinen über der Baumgrenze (ohne Felsen). Die Farben sind gedeckt, die feinen Schattierungen von grau bis ocker im Dunst der Morgensonne und des Sonnenuntergangs (und der kurzen Zeit dazwischen) angenehm. Kaum künstliche Farben. Selbst die Ferienhaussiedlungen schmiegen sich in die Dünen ein. Warum sehen die Häuser hier gleich so viel besser aus? Obwohl – es könnte schon etwas mehr mit Reetdach sein. Kaum erhellte Fenster, die meisten Silvesterflüchtlinge sind wohl schon wieder abgereist. Nur wenige Spaziergänger kreuzen den Weg und können aus den zugezogenen Kapuzen nur wenig sehen (oder die Klingel hören).
Die Cykelrut 1 folgt kaum der Straße, sondern geht wie eine Achterbahn durch die Ferienhausdünenlandschaft. Rauf und runter, links und rechts auf dem zum Glück meist festgewalzten Sand- und Schotterwegen. Nur manchmal gibt es tiefen, weichen Sand, der zum Absteigen zwingt.
Das Meer links fast immer hörbar, aber selten in Sichtweite. Für Meerblick und Strand geht es über ein oder zwei Dünen zu Fuß auf den Wegen (Dünenschutz = Küstenschutz gilt auch hier), doch ein Badestopp zur Abkühlung ist heute nicht nötig. Besser ist es, warm und in gleichmäßiger Bewegung zu bleiben.
Gimme shelter! Wo übernachten?
Für flexible Reisende sind die dänischen Shelter eine großartige Sache. Es sind einfachste Holzunterkünfte, eben Shelter, die für nichtmotorisierte Reisende gedacht sind. Zudem sind sie meist kostenlos. Die Lage immer in schöner Natur, immer mit Feuerstelle manchmal mit einfachen Sanitäranlagen ausgestattet.
Im Winter waren einige der Wasserhähne und Toiletten geschlossen, aber es fand sich immer ein passender Übernachtungsplatz.
Vor der Smartphonezeit gab es nur in den guten Landkartenläden spezielle Karten und Tourenbücher in denen es (dänische) Wegbeschreibungen zu diesen versteckten Plätzen gab.
Heute sind diese Übernachtungsplätze (manchmal ist es auch nur die Möglichkeit ein Zelt aufzustellen), über die App „Shelter“ sehr einfach zu finden, wenn auch die Beschreibung und die Kommentare weiterhin dänisch sind.
Manche der Shelter kann man inzwischen auch buchen, auf bookenshelter.dk , das kostet dann ein paar Kronen. Im Sommer ist das sinnvoll, wenn man sicher sein möchte, dass die Shelter verfügbar sind.
Im Januar war natürlich freie Auswahl, nur ein Shelter war von einem Niederländer mit Hund belegt, der so weit wie möglich weg von Feuerwerk sein wollte.
Zwar hatte ich ein Zelt für alle Fälle dabei, doch aufbauen musste ich es nicht – die Shelter waren trocken und windgeschützt und mit Isomatte und Winterschlafsack warm genug.
Auf der dänischen Seite des Amtes für Naturverwaltung gibt es auf deutsch einige Hinweise zum „Zelten für den stillen Wanderer in Wald und Flur”. Ein schöner Weg, um die Verbundenheit zur Natur zu fördern. Wie toll wäre es, wenn es solch ein Modell auch in vielen anderen Ländern geben würde!
Nicht so gut ging das abendliche Lesen, da ich dafür nicht die richtigen Handschuhe hatte. Doch mit Hörbuch war die Abendgestaltung gesichert.
Die 3 Übernachtungsplätze waren:
Kongeåsluse, ca 20 km vor Esbjerg
Hvide Sande (Rinkøbing Fjord)
Fjaltring
Rückreise: ab Struer mit der Bahn über Vejle und Flensburg
Tipps zur Orientierung, Navigation und Planung
Ich finde die Übersichtskarte über die Fernradwege in Dänemark richtig gut. 1:500.000 ist schon eine Ansage, d.h. Details finden sich so nicht. Aber dafür sind diese Radfernwege meist recht gut ausgeschildert. Es gibt auch Fahrradregionalkarten im Maßstab 1:100.000. Für die komplette Tour der Westküste bis nach Skagen würde man dann aber gleich drei Karten benötigen. Alle Karten gibt es z.B. im Kartenladen meines Vertrauens, Dr. Götze Land & Karte, auch online.
Zusätzlich nutze ich die Navigationsapp Komoot auf dem Smartphone. Die App hat jedoch die Angewohnheit, bei der Planung ohne Anpassung den jeweils schnellsten Weg zu finden, das heißt, Komoot lotst einen eher auf eine größere Straße, selbst wenn ein paar hundert Meter nebenan der meist schönere Fernradweg verläuft.
Fazit
Dänemark geht auch im Winter per Rad. Mit der Infrastruktur der Shelter und etwas Winterausrüstung auch flexibel. Das Zeit mit Tageslicht ist begrenzt, das heißt, gute Beleuchtung ist sinnvoll, um auch in der Dämmerung oder Dunkelheit noch zu fahren. Wer alle touristischen Höhepunkte, insbesondere Museen und Besichtigungen mitnehmen will, sucht sich besser eine Saison, in der mehr geöffnet hat. Viele der kleinen touristischen und gastronomischen Einrichtungen hatten um diese (Jahres)Zeit geschlossen. Supermärkte gab es ausreichend. Nach vier Tagen und drei Nächten und insgeamt 296 Kilometern wuchs auch die Freude auf eine heiße Dusche.
Dies war ungefähr die halbe Westküstenroute in Dänemark. Der restliche, weiter nördliche Teil folgt sicherlich noch. Dann vielleicht auch in Begleitung der Freundin von Welt, bei mehr Tageslicht, höheren Temperaturen und vielen Badestopps.
Informationen über die Regionen
Sønderjylland: visitsonderjylland.de
Westerhavet: visitvesterhavet.de
Nordweskysten: visitnordvestkysten.de
Dänemark: visitdenmark.de
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