Liebe Freundinnen von Welt,
die ikonische Silhouette ist berühmt: Das Opernhaus in Sydney feiert im Oktober 2023 seinen 50. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Weil der Bau kompliziert und viel teurer als geplant war, kam es zum Zwist. Der dänische Architekt Jørn Utzon verließ Australien im Streit. Das Utzon Center in seiner Heimatstadt Aalborg widmet seinem berühmtesten Bau eine Ausstellung: „Sydney Opera House – A beautiful Idea“.
Ich kann beides empfehlen: Einen Besuch in Sydney – besonders schön zum Lichterfestival „Vivid Sydney“ und eine Reise nach Aalborg. Wofür entscheidet Ihr Euch?
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Opernhaus in Sydney
Australien
Utzon Center in Aalborg
Dänemark
Das Opernhaus in Sydney – eine Divenhafte Ikone
Es ist eine Ikone und eines der meistfotografierten Gebäude der Welt. Das Opernhaus liegt auf einer kleinen Landzunge in der Bucht von Sydney und wirkt wie eine riesige Skulptur, 184 Meter lang, 118 Meter breit 67 Meter hoch.
Der Däne Jørn Utzon (1918-2008) war relativ unbekannt, als er 1957 die Ausschreibung für den Bau des Opera House in Sydney gewann – für den Wettbewerb hatte er nur flüchtig hingeworfene Skizzen eingereicht.
Sein geschwungenes Gebäude war etwas Neues in einer Zeit, in der vor allem rechtwinklig gebaut wurde. Utzon lehnte sich mit dieser Bauidee gegen die Allmacht des Kubus auf. Organisches Bauen war das Zauberwort, dem Utzon Gehör gab, ähnlich wie Hans Scharoun mit der Zeltdacharchitektur der Berliner Philharmonie und Frank Lloyd Wright mit dem schneckenförmigen New Yorker Guggenheim-Museum.
Sensationell ist das Dach des Opernhausen, das aus zehn offenen Schalen besteht, die wie Segel oder Muscheln wirken. Aufgrund der komplexen Dachkonstruktion des Opernhauses musste der Entwurf des Gebäudes mehrfach umgeändert werden. Dafür gaben 44 Zeichner in 1.700 Plänen ihr Bestes.
Eröffnung ohne Architekt
Die Umsetzung ist dem Ingenieur Ove Nyquist Arup zu verdanken, dem es mit seinen Mitarbeitern gelang, die komplizierten bautechnischen Anforderungen des Opernhauses zu meistern.
Allein die Verkleidung des Bauwerks besteht aus mehr als 1.056.000 Keramikfliesen (27.230 Tonnen), die man extra aus Schweden einführen ließ.
Kein Wunder, dass der ursprünglich angesetzte Baupreis um das Fünfzehnfache überzogen wurde. Die Fertigstellung konnte nur mit Hilfe einer eigens dafür ins Leben gerufenen Lotterie realisiert werden.
Die stets steigenden Baukosten führten zur Sperrung der Gelder. Utzon konnte sein Team nicht mehr bezahlen. Daraufhin entschloss sich der Architekt im Jahr 1966 dazu, Australien zu verlassen – in der Erwartung, wieder zurückgebeten zu werden. Seine völlig überraschende Abreise war der Höhepunkt der in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Auseinandersetzung.
Opernhaus in Sydney
Opernhaus in Sydney
Eine Gruppe junger australischer Architekten wurde mit der Fertigstellung der Innenräume beauftragt. Utzon war überzeugt, dass die getroffenen Kompromisse das Werk ruinieren würden, und bei der Eröffnung gaben ihm Kritiker und Künstler teilweise Recht
Das 100 Millionen (australische) Dollar Projekt wurde schließlich am 20.10.1973 von Königin Elisabeth II offiziell eröffnet. Der Architekt stand nicht auf der Gästeliste.
Die UNESCO setzte dieses einmalige Gebäude 2007 auf die Liste des Weltkulturerbes. Auch Dänemark sieht das Opernhaus heute als Bestandteil seines kulturellen Erbes an und hat es in Dänemarks Kulturkanon 2006 aufgenommen. Als ein Zeichen einer späten Wiedergutmachung wurde Jørn Utzon 1999 eingeladen, sich als Berater bei der Renovierung und Neuausstattung der Innenräume zu beteiligen.
Jørn Utzon starb 2008 im Alter von 90 Jahren, ohne sein Lebensprojekt jemals fertiggestellt betreten zu haben.
Ausstellung im Utzon-Center in Aalborg
Das letzte Werk des Architekten ist das nach ihm benannte „Utzon-Center“ in Aalborg. Mit seinem eigenwilligen Zeltdach schlägt es den Bogen von Utzons Faszination für außereuropäische Baukunst bis zur urdänischen maritimen Motivik.
Die Ausstellung „Sydney Opera House – A beautiful Idea“ im Utzon Center in Aalborg nimmt uns mit auf eine inspirierende und manchmal dramatische Reise in die Geschichte von Utzons Gebäude und die Visionen, die schnell die Aufmerksamkeit der Welt erregten. Die Ausstellung ist in erster Linie eine Hommage an die schöne Idee und den Wunsch, eine Welt zu schaffen, die, in Utzons eigenen Worten, „etwas mehr enthält als reine Funktion… das nennt man Poesie“.
Utzon Center
in Aalborg, Dänemark
Jørn Utzon
Der Architekt
Tipp für Sydney
Vivid Sydney 2024, 24. Mai bis 15. Juni 2024
vividsydney.com
Tipps für Aalborg:
Utzon Center, Ausstellung Sydney Opera House: A beautiful idea, 23. Oktober 2023 bis 12. Oktober 2028
utzoncenter.dk/de
Streetart in Aalborg, Blogbeitrag auf Freundin von Welt
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