Liebe Freundinnen von Welt,
bei meiner Tour auf dem Nordseeküstenradweg von Emden nach Cuxhaven sind mir ganz wunderbare Menschen begegnet. Ein paar dieser Begegnungen verdienen Extra-Beiträge hier auf dem Blog. Beginnen wir mit einem romantischen Krabbenfischer im Hafen von Greetsiel. Ich bin sicher: Sein Herz ist ebenso golden wie sein Ohrring. Kommt Ihr mit auf den Kutter?
Eure Kirsten, Freundin von Welt
Interview mit dem romantischen Krabbenfischer in Greetsiel
Im Hafen von Greetsiel treffe ich Ubbo Looden, 57 Jahre, Krabbenfischer, der jetzt Gästefahrten anbietet.
Krabbenfischer – seit wann?
„Schon immer. Ich kann so weit zurückgucken, mein Vater, mein Opa, mein Urgroßvater, alle waren Krabbenfischer. Meine Söhne fahren auch.“
Und?
„Die Pandemie-Jahre waren schlecht, die Pulstraßen in Marokko waren dicht, wir bekamen nichts mehr aus der Schale. Krabbenpulmaschinen arbeiten unsauber und machen viel kaputt. Und die Dieselpreise – sehr schlecht.“
Und sonst?
„Ich konnte eher Krabbenpulen als laufen. Aber die Bürokratie verhindert den Krabbenverkauf vom Kutter. Die schönsten Krabben gibt es im Oktober und November. Nordseekrabben leben nur im Wattengebiet. Hier ist die Flotte veraltet, die Holländer haben modernere Schiffe.“
„Wir leben mit den Gezeiten. Nun wollen die uns raus haben aus dem Nationalpark Wattenmeer, das ist nicht schön. Wir machen ja nichts kaputt. Das ist nachhaltige Fischerei. Wir leben auch mit der Natur. Die Netze haben Rollen, das schont den Boden. Großmaschige Sortiernetze sind vorgeschaltet. Wir haben kaum Beifang.“
Knarzende Kutter, fehlende Stürme
Ubbos Schiff heißt Nordstern, es ist ein alter Holzkutter. Ubbo fährt nicht mehr fischen, sondern nur noch mit Gästen. Sein Biorhythmus hat die Nachtarbeit nicht mehr mitgemacht, irgendwann konnte er auch auf dem Schiff nicht mehr schlafen.
So einen Holzkutter würde sich heute keiner mehr bauen, er hat ihn übernommen, als er nutzlos im Hafen lag. Früher war die Nordstern in Varel, hieß dort Christa. Ich haben mit meiner Oma zusammen Krabben gepult, die dieser Kutter gefangen hat.
Ubbo erzählt von der Seefahrerromantik, die verloren gegangen ist.
Und wie sich alles verändert hat. Auch die Natur.
„Die Nordweststürme, wo wir fünf Tage im Hafen lagen, die gibt es gar nicht mehr. Die fehlen.“
Er schwärmt: „Nachts auf einem Holzkutter, wenn das knarzt, das ist so romantisch!“
Ubbos Ohrring zeigt seinen Kutter und verweist auf eine alte Seemannstradition: Wenn einst ein Seemann über Bord ging und irgendwo angespült wurde, wurde vom Gold des Ohrrings seine Beerdigung bezahlt.
Wer mit Ubbo Looden auf Krabenfahrt gehen möchte, findet hier alle Informationen: kutterfahrten-greetsiel.de
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