1000 Mal berührt: Der wahre König der Löwen in Hamburg

Hamburges ältestes öffentlich zugängliches Kunstwerk: Der Löwenkopf-Türzieher von St. Petri ist für mich der wahre König der Löwen!

Liebe Freundinnen von Welt,

Hamburg ist eine Stadt der großen Gesten, von Speicherstadt bis Elbphilharmonie. Aber kennt Ihr schon Hamburgs ältestes öffentlich zugängliches Kunstwerk? Den Löwenkopf-Türzieher, der das Hauptportal von St. Petri bewacht? Er ist fast ein wenig unscheinbar. Manchmal, wenn ich auf dem Weg zur Mönckebergstraße dort vorbeikomme, gehe ich hin und tätschle ihm die Nase. Dem wahren König der Löwen.

Eure Kirsten, Freundin von Welt

Der hamburger Löwe, der seit 1342 die Klappe hält

Er ist alt, er ist aus Bronze, und er weiß mehr als alle Stadtführer zusammen: der linke Türzieher an St. Petri. 1342 entstand er in der Werkstatt des Lübecker Meisters Hans Apengeter, als Hamburg noch ein aufstrebendes Nest an der Elbe war. Apengeter war im gesamten norddeutschen Raum für seine Bronzearbeiten an Kirchen bekannt.

Ein Löwe. Kein Kätzchen, kein schüchterner Hund. Ein Löwe. Kraft, Schutz und Einigkeit – all das sollte dieses Gesicht ausstrahlen.

Die Umschrift auf dem Kunstwerk verweist auf die Grundsteinlegung des Kirchturms im selben Jahr. Der Löwenkopf diente nicht nur als Türklopfer, sondern symbolisierte Macht, Schutz und Einigkeit.

Dass er so viele Jahrhunderte überlebt hat – Brände, Kriege, Modewellen –, liegt vermutlich daran, dass er von Anfang an sehr beschäftigt war. Wer immer einen Vertrag abschließen wollte, legte seine Hand auf den Ring. Beide Seiten mussten anfassen. Der Deal war besiegelt.

Hamburgs ältestes Kunstwerk: Löwenkopf-Türzieher am Portal der St. Petri Kirche in Hamburg

Der Älteste

Der (linke) Löwenkopf-Türzieher von St. Petri

Die Älteste

St. Petri ist die älteste Pfarrkirche Hamburgs

der linke Löwenkopf-Türzieher am Portal der St. Petri Kirche in Hamburg

Berühren auf eigene Gefahr

Meine Hand legt sich auf den kalten Bronze-Ring. Kurz überlege ich, was wohl passiert wäre, wenn ich ihn im Mittelalter angefasst hätte. Vermutlich hätte ich mir aus Versehen ein halbes Fischerdorf angelacht.
Heute passiert erst mal gar nichts. Außer, dass ich kurz das Gewicht der Jahrhunderte spüre. Und eine gewisse raue Wärme – als hätte der Löwe über die Jahrhunderte das Vertrauen der Hamburger in sich aufgesogen.

Hamburgs älteste Kirche: St. Petri

Wenn Ihr schon mal da seid: St. Petri ist die älteste noch existierende Kirche der Stadt. Um 1035 als Holzkapelle gegründet. Um 1310/20 begann der Bau der dreischiffigen gotischen Hallenkirche, zu deren Ausstattung der Löwenkopf-Türzieher gehört.

Beim Großen Brand am 7. Mai 1842 wurde St. Petri fast vollständig zerstört. Nur einige Grundmauern blieben erhalten. Glücklicherweise konnten die meisten Kunstwerke, darunter auch der Löwenkopf, gerettet werden.

Auf den Tag genau sieben Jahre später wurde die von den beiden Architekten Alexis de Cháteauneuf und Hermann Felsenfeldt auf dem alten Grundriss errichtete Hallenkirche feierlich eingeweiht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Hamburger Kirchen überstand St. Petri den Zweiten Weltkrieg mit nur geringen Schäden. Selbst die Glocken blieben erhalten. Und natürlich der Löwenkopf.

Turm der St. Petri Kirche in Hamburg
St. Petri Kirche in Hamburg – das Prediger-Schild gehört zum benachbarten Lampenladen

Der rechte Löwe: Der jüngere Bruder

Falls Ihr nun denkt: „Ach, da ist ja noch ein Löwenkopf!“ – stimmt. Rechts am Portal gibt es einen zweiten Türzieher. Aber der ist eine Nachbildung von 1842.

Nicht verwechseln

Die Umschrift verrät: dieser Löwe ist von 1849

Der jüngere Bruder

auf dem rechten Türflügel – mit längerer Nase

Beide Löwenkopf-Türzieher am Portal der St. Petri Kirche in Hamburg
Die beiden Löwenkopf-Türzieher von St. Petri: links der ältere, rechts der jüngere Löwe

Und sonst so? Wo Löwen in Hamburg noch brüllen

Übrigens: Der Löwenkopf von St. Petri ist nicht der einzige Löwe in Hamburg.

• Das Rathaus nebenan wird von steinernen Löwen bewacht, Symbol für Macht und Stärke.
• Im Museum für Kunst und Gewerbe gibt es ein mittelalterliches Aquamanile in Löwenform – eine Art Gießkanne für fromme Hände.
• In der Kunsthalle hängt sogar eine Zeichnung von Albrecht Dürer: ein nachdenklicher Löwe aus dem Jahr 1495, der wohl ahnte, dass er einmal an einer Hamburger Wand enden würde.
• Und dann gibt es natürlich noch das Musical „König der Löwen“.

Hamburg liebt seine Löwen – aber keiner von ihnen hat so viel erlebt und so viele Hände gespürt wie der alte Türzieher von St. Petri.

Stadtgeschichte zum Anfassen

Seit fast 700 Jahren (mit kurzen Unterbrechungen) hängt der Löwenkopf da, wo er hingehört: an der Tür von St. Petri.

Er verlangt keine Aufmerksamkeit, keine Verehrung und schon gar keine Wünsche.

Er ist einfach da. Hamburgs ältestes öffentlich zugängliches Kunstwerk. Anfassen erlaubt.

Blattschmuck

Das steinerne Ornament am Eingang

Erinnerung

An der Rückseite ein Denkmal für Dietrich Bonhoeffe

Informationen:

Adresse: Hauptkirche St. Petri, Bei der Petrikirche 2
Führungen: Regelmäßig, Infos unter sankt-petri.de
Anfahrt: U-Bahn Rathaus

Weiterlesen! Die neuesten Blogbeiträge:

Keinen Beitrag mehr verpassen!

Trag Dich ein und werde eine Freundin der Freundin von Welt! Du bekommst meine neuesten Reisetipps – inspirierend und unregelmäßig.

Eine Antwort zu „1000 Mal berührt: Der wahre König der Löwen in Hamburg“

  1. […] durch den unscheinbaren Seiteneingang des Hamburger Rathauses huscht – vorbei an einem steinernen Löwen, der so tut, als würde er das Gebäude bewachen – der landet unvermittelt in einem Innenhof, der […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert



WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner